Hanau

Merkel: "Rassismus ist ein Gift"

German Chancellor Angela Merkel gives a statement in Berlin
German Chancellor Angela Merkel gives a statement in BerlinREUTERS
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Sowohl in Deutschland als auch international wurde mit Bestürzung auf die rechtsextreme Gewalttat in Hanau reagiert. Aber auch die rechtsextreme Politik der AfD stand im Zentrum der Kritik.

Angela Merkel fand deutliche Worte nach der Gewalttat in Hanau mit elf Toten: "Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Und dieses Gift existiert in unserer Gesellschaft und es ist schuld an schon viel zu vielen Verbrechen.“ Sie zog Vergleiche zu „Untaten“ der neonazistischen Terrororganisation NSU, zum Mord an Walter Lübcke sowie den Anschlag auf die Synagoge in Halle. 

Es deute vieles darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen, rassistischen Motiven gehandelt hat, dennoch dürfe man keine voreiligen Schlüsse ziehen, sagte die Bundeskanzlerin am Donnerstag in einer Stellungnahme in Berlin.

"Wir stellen uns denen, die versuchen in Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen", sagte Merkel. Sie sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und betonte, sie werde sich auch auf dem EU-Gipfel in Brüssel ständig über den Stand der Ermittlungen informieren lassen.

Schwarze Fahnen in ganz Deutschland

Merkel, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und auch der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) sagten ihre heutigen Termine ab, um nach Hanau zu reisen. Seehofer und die deutsche Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) kamen dort am Nachmittag an, um sich über die Hintergründe der Tat zu informieren.

Seehofer erklärte am Tatort in Hanau, er habe Trauerbeflaggung für alle öffentlichen Gebäude in Deutschland angeordnet. Am Abend werde er zudem mit allen Innenministern der Länder darüber beraten, wie die Sicherheit vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen in den nächsten Tagen gewährleistet werden könne. Die SPD hat überdies zu einer Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin am Donnerstagabend aufgerufen.

"Klima des Hasses“ dank AfD

Die Tat wurde auch in Verbindung mit rechtsextremer Politik gebracht, etwa vom deutschen Diakonie-Präsidenten Ulrich Lilie: "Es reicht. Spätestens jetzt muss jedem klar sein“, sagte er mit Anspielung auf den AfD-Politiker Björn Höcke: „Wer mit den Höckes spielt und auf Hass und Ausgrenzung setzt, schürt Gewalt und solchen Irrsinn." 

Auch der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Konstantin Kuhle wirft der AfD vor, Mitverantwortung für ein "Klima des Hasses und Rassismus in Deutschland zu tragen". In einer "Bild"-Live-Sendung äußert sich auch der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz: "Wenn man sich anschaut, was jeden Tag an Hass und Hetze läuft und verbreitet wird, dann hat das oft auch Folgen, auch tödliche."

Van der Bellen: „Verabscheuungswürdige Tat"

Auch international wurde mit Bestürzung auf die Gewalttat reagiert: Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete "die Nachrichten über die mutmaßlich rassistisch und rechtsextrem motivierten Morde" in Hanau als schrecklich. "Eine solche verabscheuungswürdige Tat ist auf das Schärfste zu verurteilen. Unser Mitgefühl ist bei den Opfern, ihren Angehörigen, Freundinnen und Freunden", schrieb er auf Twitter.

Auch vom französischen Staatschef Emmanuel Macron, von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie vom türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan kamen heute Beileidsbekundungen für die Opfer.

Trauerflor bei Bundesliga

Die erste und zweite deutsche Bundesliga werden am Wochenende mit einer Schweigeminute der Opfer von Hanau gedenken. Die Fußballer werden zudem Trauerflor tragen.

Auch beim Europa-League-Gastspiel von Fußball-Meister Red Bull Salzburg am Donnerstagabend bei Eintracht Frankfurt wird der Opfer gedacht. Vor Spielbeginn (18.55 Uhr) wird in der Commerzbank-Arena eine Schweigeminute abgehalten. Dazu spielen beide Teams mit Trauerflor, gaben die beiden Clubs bekannt.

(APA/Reuters)

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