Rüffel des Papstes: Schönborn muss sich entschuldigen

Papst Kardinal Schönborn
Papst Kardinal Schönborn(c) REUTERS (Osservatore Romano)
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Der Wiener Erzbischof hat Kardinal Sodano Vertuschung im Fall Groër vorgeworfen. Nur der Papst dürfe Kardinäle tadeln, heißt es. Schönborn hat bei einem Gespräch mit Benedikt XVI. "Abbitte" geleistet.

Wiens Kardinal Christoph Schönborn hat am Montag bei einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. "Abbitte" geleistet wegen seiner vor rund zwei Monaten gemachten Aussagen über den früheren Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano. Er hatte dem Kardinaldekan vorgeworfen, in den 1990er Jahren Ermittlungen gegen den früheren Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groër behindert zu haben. Außerdem habe Sodano die Opfer sexuellen Missbrauchs beleidigt, indem er das Thema als "Geplapper" abgetan habe.

Beobachter sehen in der ungewöhnlichen Disziplinierungsmaßnahme des Papstes im Vatikan einen Machtkampf zwischen konservativen und liberalen Kräften mit dem Papst in der Mitte. Die italienische Zeitung "La Repubblica" berichtete über Unmut in hohen Vatikankreisen über das Verhalten des Wiener Erzbischofs. "Sie betrachten den Aufstieg des möglichen Papst-Nachfolgers als exzessiv und überproportional", schrieb die Zeitung. Auf diese Kritik dürfte Papst Benedikt nun mit der diplomatisch formulierten, aber öffentlich gemachten Zurechtweisung Schönborns reagiert haben.

Schönborn war am Montag vom Papst in einer Audienz empfangen worden. Bei dem Gespräch, bei dem auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Sodano anwesend waren, musste der Wiener Erzbischof einen Rüffel des Heiligen Vaters einstecken. Laut einem Kommunique des Pressesaals des Vatikans "wollte" Schönborn bei der Unterredung "einige Aspekte kirchlicher Disziplin" klarstellen, ebenso wie "gewisse Urteile betreffend die Haltung des Staatssekretariats, insbesondere unter dem seinerzeitigen Staatssekretär von Papst Johannes Paul II. (...) bezüglich des verstorbenen Kardinals Hans Hermann Groër". In dem Gespräch seien "auch einige weit verbreitete Missverständnisse geklärt worden, die ihren Ursprung zum Teil in einigen Äußerungen des Kardinals Christoph Schönborn" gehabt hätten. Schönborn habe sein "Bedauern über die Interpretationen" seiner Aussagen zum Ausdruck gebracht.

Alleinige Zuständigkeit des Papstes

Papst Benedikt XVI. unterstrich laut dem Pressekommunique zudem gegenüber Schönborn in Hinblick auf dessen Aussagen über Sodano, dass die Zuständigkeit ausschließlich beim Papst liegt, wenn es sich um Anschuldigungen gegenüber einem Kardinal handelt. "Die anderen Instanzen" könnten eine "beratende Funktion" übernehmen, wobei sie gegenüber den betroffenen Personen den "gebührenden Respekt" wahren müssten.

Darüber hinaus wird in dem Schreiben betont, der von Sodano während seiner Predigt bei der letzten Ostermesse verwendete Begriff "Geplapper" ("chiacchiericcio') sei fälschlicherweise als Mangel an Respekt für die Missbrauchsopfer interpretiert worden, für die Kardinal Sodano "die selben Gefühle des Mitleids und der Verdammung des Bösen" hege. Der umstrittene, bei der Ostermesse an Papst Benedikt XVI. gerichtete Ausdruck sei "wörtlich der päpstlichen Palmsonntagspredigt entnommen" und habe sich auf "den Mut, der sich nicht durch das Geplapper der herrschenden Meinungen einschüchtern" lasse, bezogen.

(APA)

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