Oppositionsnahe Aktivisten berichten von 19 bei Angriffen getöteten Zivilisten. Die Soldaten von Präsident Assad nahmen auch 18 weitere Ortschaften ein.
Syrische Regierungstruppen haben laut Aktivisten die symbolisch wichtige Stadt Kafranbel in der nordwestlichen Provinz Idlib zurückerobert. Mit Hilfe der russischen Luftwaffe haben sie in den vergangenen 48 Stunden zudem 18 weitere Städte und Dörfer in der Nähe eingenommen, so die in London ansässige, oppositionsnahe „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Dienstag. Demnach wurden auch mindestens 19 Zivilisten getötet.
Die Eroberung ist vor allem von symbolischer Bedeutung, da Kafranbel eine der ersten Städte war, die sich gegen die syrische Regierung auflehnte. Kafranbel fiel 2012 in die Hände der Gegner von Machthaber Bashar al-Assad. Bis heute kontrollieren sie zusammen mit dem früheren al-Qaida-Ableger HTS einen Teil der Provinz Idlib.
Die Stadt brachte mehrere bekannte syrische Aktivisten hervor - unter anderem Raed Fares und Hamod Jnaid, die sowohl die Assad-Regierung als auch die Islamisten in der Region kritisierten. Beide wurden im November 2018 von Unbekannten erschossen.
Angriffe auch auf Schulen
Bei den Angriffen der syrischen Regierungstruppen in der Provinz Idlib wurden der Beobachtungsstelle zufolge mindestens 19 Zivilisten getötet. Es seien acht Kinder unter den Opfern. Demnach wurden mehrere Schulen in der Stadt Idlib durch Artilleriefeuer und Luftangriffe getroffen, dabei seien drei Lehrer und eine Schülerin getötet worden. Weitere Angriffe trafen laut der Beobachtungsstelle die nahe Idlib gelegenen Ortschaften Binnish und Maarat Misrin.
Die Kinderhilfsorganisation Save The Children forderte, dass Schulen sichere Rückzugsorte für Kinder sein müssen - selbst in einem Konfliktgebiet. "Die heutigen Angriffe sind ein weiteres Zeichen dafür, dass die Kämpfe in Nordwestsyrien ein katastrophales Ausmaß an Gewalt gegen Kinder und Zivilisten erreicht haben", sagte die Leiterin der Hilfsorganisation in Syrien, Sonia Chush.
Kampf um Idlib, die letzte Milizen-Hochburg
In Idlib und den benachbarten Provinzen im Nordwesten Syriens geht die syrische Armee seit Dezember mit Unterstützung Russlands verstärkt gegen islamistische und jihadistische Milizen vor. Der syrische Machthaber Assad will die letzte Milizen-Hochburg im Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Seit Anfang Dezember sind nach UN-Angaben rund 900.000 Menschen aus dem umkämpften Gebiet in Nordwestsyrien geflohen. Viele von ihnen leben unter katastrophalen Bedingungen in Gegenden an der Grenze zur Türkei.
Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle hat ihren Sitz in Großbritannien und stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.
(APA/AFP)