Die Zahl neuer Fälle ist in China stark gesunken. Die Menschen kehren zur Arbeit zurück. Die Leipziger Buchmesse entfällt. Alarm auf Kreuzfahrtschiff und in Schweizer Armee.
Peking/Rom/Bern/Teheran. Die Coronawelle scheint sich an ihrem Ursprungsort China stark abzuflachen, läuft außerhalb davon aber noch kräftig weiter. Bis Dienstagnachmittag gab es demnach mindestens 92.200 Fälle, davon 80.100 in China, und 3130 Todesopfer, davon 2944 in China, 77 im Iran und 52 in Italien.
Laut dem Robert-Koch-Institut in Berlin verlagert sich das Geschehen von China weg: So seien dort am Montag offiziell nur 115 (nach anderen Zahlen 125) Fälle hinzugekommen, so wenige wie seit Jänner nicht, außerhalb aber 1700. Mindestens 77 von 193 Staaten sind betroffen; bis Samstag waren es noch 60 gewesen, ab diesem Tag kamen unter anderen Irland, Luxemburg, Marokko, Ecuador und Indien dazu. Weltweit starben übrigens seit Jahresbeginn schon mehr als 83.000 Menschen an gewöhnlicher Grippe.
In China beginnt unterdessen eine langsame Rückkehr zur Normalität. Immer mehr Firmen stellen wieder auf Normalbetrieb um, fast 300 Millionen Menschen sind in den vergangenen Tagen an ihre Arbeitsstellen zurückgekehrt. In 18 Regionen wurden Notfallmaßnahmen, etwa Reisesperren, gelockert.
In Deutschland hingegen wurde die für Mitte März angesetzte Leipziger Buchmesse, eine der größten Literaturveranstaltungen der Welt, abgesagt. Die Schweizer Armee hat Ausgangsbeschränkungen für ihre aktiven Mitglieder erlassen, nachdem ein Militärpolizist auf einem Stützpunkt im Kanton Bern nach einer Italien-Reise positiv auf Corona getestet worden war; mehrere seiner Kameraden wurden in Quarantäne gesteckt.
In Italien dürfen Seilbahnkabinen in Skigebieten gemäß einem Dekret der Regierung nur noch zu maximal einem Drittel der zulässigen Personenzahl gefüllt sein. In Frankreich wurden rund 120 Schulen für 44.000 Schüler, vor allem im Raum Paris, vorläufig geschlossen. Zuletzt waren Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern auf engem Raum untersagt worden.
Papst Franziskus nur verkühlt
Vor der norwegischen Stadt Haugesund sitzt seit Montag ein Kreuzfahrtschiff der Aida-Gruppe mit rund 1200 Passagieren, darunter ein Dutzend Österreicher, fest, da es zwei Verdachtsfälle an Bord gibt. Ein Virentest an Papst Franziskus, der vorige Woche schwer erkältet war, ist unterdessen negativ verlaufen, hieß es am Dienstag. Und Irans geistlicher Führer, Ayatollah Ali Khamenei, hatte einen guten, weltlichen Tipp an sein Volk parat: Man solle sich einfach öfters die Hände waschen – und die Infektionswelle auch nicht unnötig überhöht darstellen. (ag./wg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2020)