Noch ein Museum: Wohl kaum

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Albertina-Chef Klaus A. Schröder erinnert sich im Gespräch mit der "Presse" an den Sammler – und will nicht über die Zukunft des Museums spekulieren.

„Die Presse“: Glauben Sie, dass das Leopold-Museum mit einem Bundesmuseum fusioniert wird, mit dem Belvedere, der Albertina?

Klaus Albrecht Schröder: Ich glaube, dass sich jetzt alle Zeit lassen und in Ruhe überlegen werden. Mit großer Sicherheit ist jetzt nicht der Moment, über die Zukunft des Leopold-Museums zu spekulieren, sondern um einen großen Sammler zu trauern und seiner Familie Mitgefühl zu zeigen.

Es gab auch Kritik am Ankauf der Leopold-Sammlung durch den Staat. War das eine gute Idee?

Schröder: Uneingeschränkt. Wie Sie wissen, habe ich stark dafür gekämpft. Wenn man nur die 150 bedeutendsten Gemälde und die 2000 bedeutendsten Aquarelle nimmt, dann ist der Preis, der damals bezahlt wurde (160 Mio. Euro von Staat und Nationalbank, Anm. d. Red.) mehr als gerecht gewesen – und aus heutiger Sicht geradezu eine Mezzie.

Sollte der Staat die Sammlung II, die Rudolf Leopold angelegt hat, ankaufen, und noch ein Museum bauen, wenn die Familie das will?

Schröder: Ich kenne die Sammlung II nur durch Leihgaben in Ausstellungen, die in Wien präsent waren und durch den Auktionsmarkt. Ich kenne auch den Letzten Willen Leopolds nicht. Ein Ankauf seitens der Republik – diese Zeiten sind vermutlich vollkommen vorbei. Da gäbe es mehrere Sammlungen weltweit, die zum Verkauf stünden. Ich glaube auch nicht, dass die Republik über noch ein Museum nachdenkt.

Was würden Sie in Sachen „Wally“-Prozess vorschlagen? Rückzug? Vergleich?

Schröder: Ich möchte mich dazu nicht äußern, weil ich als Zeuge aussagen werde.

Welche persönlichen Erinnerungen verbinden Sie mit Rudolf Leopold?

Schröder: Ich habe 1989 die Ausstellung im Kunstforum „Egon Schiele und seine Zeit“ gezeigt, die ein gewaltiger Erfolg war und ganz wichtig für die Neubewertung der Leopold-Sammlung, aber auch für mich. Wir hatten 186.000 Besucher, der Rekord bis dahin war eine Picasso-Ausstellung mit 94.000 Besuchern im Rathaus. Leopold und ich sind gemeinsam durch Ausstellungen gehetzt. Wir waren in London, München, Stuttgart, Zürich. Es war eine wunderschöne Zeit. Das weniger Schöne, das vorgefallen ist, spielt für mich keine Rolle. Ich bin jemand, der Negatives rasch vergisst. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2010)

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