Obersteiermark: Langlaufen besteht nicht nur aus Leistungshecheln und Uralt-Wadlstrümpfen, sondern ist hip, besonders in der Ramsau.
Stets war sie unser großes Zwischenziel: die Brücke. Die Brücke! Wir legten immer unser Letztes, das noch in uns steckte – zugegeben: nicht viel – in die brennenden Schenkel und hasteten sie hinauf, diese Brücke. Und fuhren sie auf der anderen Seite mit vor Anstrengung zitternden Beinen wieder hinab. Natürlich hätten wir sie auch gemütlich hinaufstapfen und mit unangestrengt lockeren Beinen sanft abwärts gleitend wieder verlassen können. Doch ein Warmduschbeckenrandschwimm-Verhalten dieser Art wäre dieser Brücke, diesem Klassiker, einfach nicht gerecht geworden. Es wäre eine Schande gewesen.
Skilanglauf-Freaks wissen natürlich längst, von welcher Brücke hier die Rede ist. Es ist die Brücke, die jeder kennt, der nordische Weltcup-Wettbewerbe im Fernsehen verfolgt. Jenes Bauwerk, auf das die Superstars bei ihren Langlauf-Wettbewerben hinaufjagten und drüben wieder hinunterpreschten, dass es nur so zischte. Zugegeben, diese steirische Konstruktion war nicht ganz so weltberühmt wie jenes kleine Brückchen auf dem legendären Golfplatz von St. Andrews in Schottland – eine berühmtere Brücke existiert im Sport-Metier nicht. Aber doch immerhin ordentlich populär. Die Ramsauer, überlegten wir damals oft, müssten jener Brücke jetzt nur noch einen spektakulären Namen verpassen. River Ramsau Bridge vielleicht. Und dazu eine Melodie komponieren lassen ähnlich dem River Kwai-Marsch – und schon hätten sie ein Stück Kult im Schnee, das ihre Touristik-Manager fabelhaft vermarkten könnten. So unter dem Motto: Einmal in seinem Leben muss jeder Langläufer diese River Ramsau Bridge überlaufen haben! So wie jeder Golfer eben einmal in seinem Leben diese 700 Jahre alte Swilcan Bridge auf dem Old Course in St. Andrews überschritten haben muss.