Der Ausstieg aus dem kostspieligen "Wally"-Prozess wird vorbereitet.
„Die Republik Österreich hat viele Bilder ziehen lassen. Es ist hoch an der Zeit, dass für einen Rückkauf der ,Wally‘ Geld lockergemacht wird und zwar ohne das Leopold-Museum zu belasten“, erklärte der frühere KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel Mittwoch der „Presse“. Die Republik wird keine 50 Mio. Euro aufbringen können oder wollen? „Es sollen unter 20 Mio. Euro sein“, sagt Seipel: „Das sollte möglich sein.“ Das Leopold-Museum brauche mehr Geld, betonte Seipel: „Der Neustart sollte genützt werden, um das Museum angemessen auszustatten.“ „Völligen Unsinn“ fände Seipel eine Fusion mit einem Bundesmuseum: „Niemand würde auf die Idee kommen, aus der Berliner Berggruen-Sammlung ein staatliches Museum zu machen.“
Seipels Äußerungen zur „Wally“ sind nicht aus der Luft gegriffen. Die Stiftung will offiziell schweigen, arbeitet aber inoffiziellen Angaben zufolge an einem Kompromiss. Der Rechtsstreit hat sie bisher zwei bis vier Mio. Euro gekostet. Die „New York Times“ meldete in ihrem Leopold-Nachruf, dass am 26. Juli in Manhattan ein Zivilprozess beginnt. Rudolf Leopolds Zeugenaussage liegt auf Video vor, mit einem Erscheinen der Witwe in den USA wird nicht gerechnet, so Anwalt E. Randol Schoenberg. Was ist mit anderen möglichen Restitutionsfällen? Die Dossiers über 23 bzw. anderen Angaben zufolge 19 Werke sind fertig, weitere folgen demnächst.
Die Stiftung will die Empfehlungen einer von Kulturministerin Claudia Schmied eingesetzten Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Justizministers Nikolaus Michalek abwarten. Weitere Mitglieder des Gremiums sind unter anderen der ehemalige Verfassungsrechtsprofessor Theo Öhlinger, Verwaltungsgerichtshof-Präsident Clemens Jabloner oder Univ.-Prof. Franz Stefan Meissl. Erste Empfehlungen sollen bald abgegeben werden. Die Stiftung will lieber zahlen als Bilder herausgeben. Zurückhaltend gab sich Mittwoch die Israelitische Kultusgemeinde: Es sei nicht der geeignete Moment, über Rückgaben zu sprechen, ließ IKG-Präsident Ariel Muzicant ausrichten, der Familie sende er sein aufrichtiges Beileid. pet
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2010)