Energiewirtschaft

OMV will ihre 287 Tankstellen in Deutschland verkaufen

Archivbild: Das OMV-Hauptquartier in Wien
Archivbild: Das OMV-Hauptquartier in Wien(c) REUTERS (Heinz-Peter Bader)
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Bei demheimischen Energiekonzern ist einiges im Umbruch. Das Management redet aktuell gern über „grüne“ Themen. Das Tankstellen-Geschäft scheint da nicht mehr ins Konzept zu passen.

Die OMV lässt derzeit fast täglich mit Nachrichten aufhorchen: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Einstieg beim russischen Achimov-Gasfeld wackelt, gestern hat der OMV-Aufsichtsrat den Mehrheitserwerb am Chemiekonzern Borealis abgesegnet und heute
(Donnerstag) wurde angekündigt, dass der Pipeline-Betreiber Gas Connect Austria und das deutsche Tankstellen-Geschäft abgegeben
werden sollen.

Die OMV Deutschland GmbH betreibt im süddeutschen Raum - mit
Schwerpunkt in Bayern und Baden-Württemberg - 287 Tankstellen. 195
davon haben auch Viva-Shops. Dieses Geschäft passt OMV-Chef Rainer
Seele offenbar nicht mehr ins Konzept: Mit der möglichen Veräußerung
treibe die OMV "aktiv ihr Portfoliomanagement in Richtung eines
nachhaltigen und profitablen Wachstums voran", heißt es in der
heutigen Mitteilung.

Verkauf von Anteilen an der Gas Connect

Zu diesen Zielen scheint auch die Gas Connect nicht zu passen,
die OMV will sich von ihren 51 Prozent an der GCA trennen und hat im
österreichischen Stromerzeuger Verbund einen möglichen Käufer
gefunden, mit dem nun exklusiv verhandelt wird. 49 Prozent an der
GCA hält die AS Gasinfrastruktur GmbH, die wiederum zu 60 Prozent
dem deutschen Allianz-Konzern und zu 40 Prozent dem italienischen
Pipeline-Betreiber SNAM gehört.

Die Gas Connect verfügt über ein rund 900 Kilometer langes
Erdgas-Hochdruckleitungsnetz in Österreich. Die verkaufte
Transportkapazität liegt nach eigenen Angaben bei 143 Mrd.
Kubikmeter Gas pro Jahr. Die Gas Connect Austria ist für die
Errichtung und den Betrieb von Erdgas-Hochdruckleitungen in
Österreich sowie für die Vermarktung und Bereitstellung von
Transportkapazitäten an den Grenzübergangspunkten, sogenannten
Entry- und Exit-Kapazitäten, und von Transportkapazitäten für im
Inland benötigtes Erdgas zuständig. Der Verbund ist im
Stromleitungsgeschäft mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG tätig.

Borealis-Anteile werden aufgestockt

Am Mittwoch hatte der OMV-Aufsichtsrat grünes Licht für den
Zukauf von weiteren 39 Prozent am Chemiekonzern Borealis um 4,68
Mrd. Dollar (4,1 Mrd. Euro) gegeben, womit die OMV dann 75 Prozent
an Borealis halten wird. Der Kaufvertrag zwischen der
teilstaatlichen OMV und dem bisherigen Mehrheitseigentümer Mubadala
wurde heute unterzeichnet, mit dem Abschluss des Deals wird bis Ende
2020 gerechnet. Mubadala ist der Staatsfonds von Abu Dhabi, im
gehören 64 Prozent der Borealis-Anteile. Die Mubadala Petroleum and
Petrochemicals Holding der Vereinigten Arabische Emirate hält auch
24,9 Prozent an der OMV selbst.

Die Borealis-Übernahme ist die bisher größte Akquisition eines
österreichischen Unternehmens - die Übernahme des deutschen
Lichttechnik-Konzerns Osram durch die steirische ams um bis zu 4,6
Mrd. Euro ist noch nicht durch, die Steirer halten 60 Prozent der
Anteile und peilen bis zum Sommer einen Beherrschungsvertrag an.

Geld für den Borealis-Zukauf wird unter anderem frei, weil der
Einstieg der OMV beim russischen Achimov-Gasfeld zuletzt wieder in
weite Ferne gerückt ist und möglicherweise ganz scheitern könnte.
905 Mio. Euro hätte die OMV für knapp 25 Prozent an der Entwicklung
der Gebiete IV und V der Achimov-Formation im Öl-, Gas- und
Kondensatfeld Urengoy (Urengoj) bezahlen sollen, die
Vertragsunterzeichnung war für Ende 2019 geplant.

Kaufpreis noch nicht fix

Vor einer Woche teilte die OMV aber überraschend mit, dass sich
die Verhandlungen bis 2022 hinziehen könnten, wobei auch der bereits
fixierte Kaufpreis nicht mehr fix sei und die russische Gazprom auch
mit anderen möglichen Käufern verhandeln könne.

Morgen (Freitag) Vormittag um 10 Uhr will der OMV-Vorstand in
einer Pressekonferenz in Wien seine Strategie erläutern. Die neue
Vorständin Elena Skvortsova, die am Mittwochabend als fünftes
Vorstandsmitglied bestellt wurde und spätestens ab 1. Oktober für
die Sparte Marketing & Trading zuständig sein wird, wird morgen noch
nicht dabei sein.

(APA/red.)

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