Gartenkralle

Innehalten und nachdenken

Die Apfelblüte steht bevor.
Die Apfelblüte steht bevor.(c) Ute Woltron
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Mit der Verklärung der Vergangenheit soll man vorsichtig umgehen, denn die Erinnerung färbt das Bild gern in schönen Tönen nach. Dennoch ist jetzt der Moment, um innezuhalten.

Der Gemüsegarten ist bestellt, die Sämereien sind in die Töpfchen eingebracht, die Obstbäume stehen vor einer hoffentlich nicht zu frühen Blüte. Möge bitte kein Frost kommen, doch wird sich alles weisen. Der Garten ist von menschlicher Hektik unberührt. Er wird zum Zufluchtsort, er weiß es nicht, es ist ihm egal. Früher, hört man die Menschen gelegentlich müde seufzen, sei doch alles irgendwie besser gewesen. Es sei die Zeit gemächlicher dahingeflossen und das Leben in gemütlicheren Bahnen verlaufen. Heute hingegen sei alles nur noch ein einziges Hasten, Hetzen, Hinterherlaufen. Der Augenblick, da alles getan wäre und der Mensch sich endlich zufrieden zurücklehnen könne, sei nur noch ein Phantom, ein unerreichbarer Sehnsuchtsmoment, etwas, das es früher noch gab, das heute jedoch abgeschafft scheint.

Doch mit der Verklärung der Vergangenheit soll man bekanntlich besonders vorsichtig umgehen, und das aus mehreren guten Gründen. Zum einen hat noch jede Generation der guten alten Zeit nachgetrauert. Schon vor mehr als 2000 Jahren – nachzulesen in historischen chinesischen Schriften – prangerten die Älteren den Sittenverfall der Jüngeren und den Untergang der guten Zeiten an. Zum anderen war man selbst gezwungenermaßen noch sehr jung, als man seinen persönlichen Teil der vermeintlich besseren Zeiten erlebte, und Kinder nehmen die Welt mit anderen Filtern wahr als Erwachsene. Die Erinnerung färbt das Bild gern in schönen Tönen nach.

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