Homesitting: Gute Geister für Haus und Garten

Homesitting Gute Geister fuer
Homesitting Gute Geister fuer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Professionelle Betreuer hüten in Abwesenheit der Besitzer deren vier Wände, Pflanzen und Vierbeiner. Stundenweise oder gleich rund um die Uhr.

Mit der fünften Jahreszeit naht auch die Zeit herrenloser Wohnungen und Häuser, dürstender Pflanzen, überquellender Postfächer und unterbetreuter Katzen und Hunde. Für Fälle wie diese hat man den Haussitter erfunden, der heinzelmännchengleich gegen entsprechendes Entgelt nach dem Rechten sieht. In Amerika und Großbritannien bereits seit den 70er-Jahren gang und gäbe, hat sich die Idee erst im Lauf der Zeit auch bei uns etabliert. In Deutschland sind Haushüter seit Mitte der 80er-Jahre im Einsatz, der Verband deutscher Haushüter-Agenturen hat sich formiert. Hierzulande ist das Angebot zumeist regional begrenzt. Aber vorhanden.

Mit seiner „Hauswache“ hat der frühere steirische Vize-Sicherheitsdirektor Guido Kollaritsch auf einen ebensolchen Betreuungsbedarf unter Einfamilienhausbesitzern reagiert, eine von großen Sicherheitsfirmen nicht besetzte Marktnische. Mittlerweile ist er in ganz Österreich tätig, arbeitet mit einem Pool von rund 40 Haushütern und übernimmt zudem Aufträge in Süddeutschland, Liechtenstein und der Schweiz. Betreut werden Häuser, Wohnungen, aber auch Büros in Wohnobjekten und Arztpraxen.

Bewachen durch Bewohnen

Beim Haushüten gehe es nicht nur um Leistungen wie Blumen gießen, Post sortieren und Haustiere betreuen, sondern auch um Prävention: Gerade mit der Urlaubszeit beginnt die Hochsaison für Einbrecher. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, betont Kollaritsch: 90 Prozent der Einbrüche finden statt, wenn sich die Bewohner nicht in der Wohnung aufhalten. Der Haushüter zieht daher für die Dauer der Abwesenheit der Besitzer in das Domizil ein. Pro Einsatztag kostet das 55 Euro.

Esther Ganster-Dauber bietet mit ihrer Agentur „full house“ sowohl die Variante „Betreuen durch Bewohnen“ als auch „Betreuen durch Besuchen“ an. Im ersteren Fall geht es um eine Anwesenheit von täglich mindestens 20 Stunden, im letzteren um einen zeitlichen Rahmen von mindestens zwei Stunden am Tag. Die Übernahme von haushaltsnahen Aufgaben wird individuell vereinbart. Pro Besuch werden 25 Euro verrechnet, pro Tag 55 Euro. Ganster-Dauber hat dreieinhalb Jahre als Tierpflegerin gearbeitet, war früher in der Geschäftsleitung eines Wiener Unternehmens tätig und will heute zudem mit dem Projekt „Beschäftigung gegen Einsamkeit“ Senioren eine sinnvolle und erfüllende Aufgabe als Haus- und Tierhüter ermöglichen.

Büroarbeit und Personenbetreuung

Im Zuge eines Auftrags wird anhand von Checklisten eine Reihe von Informationen eingeholt, berichtet Kollaritsch: Wie ist das Objekt gesichert, wo befinden sich der Gas- und Wasserhaupthahn, wo die Feuerlöscher, welche Räume dürfen nicht betreten werden, wer darf ins Haus, welche Mitteilungen sollen Anrufende erhalten, wo ist der nächste Tierarzt stationiert? Die Versorgung von Miez und Wellensittich steht oft an erster Stelle: „70 Prozent unserer Kunden sind Tierbesitzer“, so Kollaritsch. Neben der Betreuung des Gartens – Heckenschneiden gehört aber beispielsweise nicht dazu – , werden auf Wunsch auch Faxe und Anrufe entgegengenommen und kleinere Büroarbeiten erledigt. Zudem gibt es auch das Angebot der Personenbetreuung: Der Haushüter kümmert sich dann auch um daheimgebliebene Jugendliche oder ältere Personen. Büroarbeit wird mit 20 Euro veranschlagt, Personenbetreuung mit 30 Euro.

Kollaritsch engagiert als Haushüter gern lebenserfahrene Senioren. Voraussetzung: ein tadelloses polizeiliches Führungszeugnis. „Zudem sind Diskretion und Vertrauenswürdigkeit wichtig, der Haushüter dringt ja in die Privatsphäre des Kunden ein.“ Unter seinen Mitarbeitern finden sich ehemalige Firmeninhaber, Ärzte und Krankenschwestern.

Wolfgang Fesl setzt in Wien mit seinem Unternehmen „WHU – Wer hilft uns“ auf eine stundenweise Betreuung und sieht sich als „moderner Dienstmann“ und Sorgenabnehmer. „Bei uns herrscht eine andere Mentalität als in Amerika, den Schlüssel gibt man nicht so gern aus der Hand“, sagt er. Dass in der Abwesenheit der Wohnungs- oder Hausbesitzer jemand anderer in die vier Wände einzieht, sei vielen nicht recht.

Die Chemie muss stimmen

Dem Auftrag gehe stets ein persönliches Gespräch samt Einführung in die Tätigkeiten voraus, berichtet er. „Natürlich ist der Faktor Sympathie wichtig, die Chemie muss einfach stimmen.“

Die Stunde wird mit 17 Euro veranschlagt, zumeist vereinbare man jedoch eine Pauschale. Die Klientel stamme aus allen sozialen Schichten, Familien im Gemeindebau seien ebenso vertreten wie Bewohner von Villen im Nobelbezirk. Die Katze füttern, den Hund ausführen, den Postkasten leeren, die Pflanzen versorgen – das sind klassische Tätigkeiten. Fesl hat aber auch schon Schlangen, Steinmarder und Igel betreut. Und Wasserrohrbrüche erlebt – „da ist es für die Besitzer freilich hilfreich, wenn man sofort reagieren kann“.

Was einen guten Haussitter auszeichnet? „Kompetentes Auftreten und Engagement – und ein Gewerbeschein, denn es wird auch viel Schindluder getrieben“, sagt Fesl.

www.hauswache.eu,
www.whu.at,
www.fullhouse.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2010)

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