Reisebeschränkungen

Australien macht die Schotten dicht

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Die australische Regierung hat allen Bürgern die Ausreise verboten, Ankommende müssen 14 Tage in Quarantäne. Ausgangssperren könnten kommen. Die Maßnahmen könnten ein halbes Jahr gelten.

Australiens Regierung verkündete am Mittwoch nichts weniger als die weitgehende Isolierung des Kontinents: Premierminister Scott Morrison erklärte in der Bundeshaupstadt Canberra den „Biosicherheitsnotstand". Damit werden den rund 26 Millionen Einwohnern bis auf weiteres alle Reisen ins Ausland untersagt, sogar hinüber zu den Nachbarn wie Indonesien und Neuseeland.

Alle Australier sollten nach Möglichkeit nach Hause kommen, es sei denn, ihr Aufenthalt in der Ferne sei gesichert, speziell finanziell. Wer aber im Ausland bleibe oder trotz Verbots Australien verlasse, etwa per Boot, müsse damit rechnen, dass man ihm konsularisch oder rückreistetechnisch nicht helfen könne.

Bereits vor Tagen war eine 14-tägige Quarantäne über alle Einreisenden verhängt worden. Die Bundesregierung sowie jene der Teilstaaten dürfen fortan ganze Städte, einzelne städtische Bezirke und ländliche Regionen absperren, Ausgangssperren verhängen, Beschlagnahmungen etwa von Fahrzeugen vollziehen und andere Maßnahmen zur Bekämpung des Virus setzen.

Weiterhin Schulbetrieb

Außerdem sind Menschenansammlungen jeder Art in geschlossenen Räumlichkeiten mit mehr als 100 Personen verboten. Letzteres gilt aber vorerst nicht für Einkaufszentren, öffentliche Verkehrsmittel und Schulen. Tatsächlich geht der Schulunterricht bisher weiter.

Das besonders Verstörende an dem Notstandspaket: Morrison (Liberale Partei) deutete an, dass es durchaus sechs Monate lang, also bis September, in Kraft bleiben könnte. Und eventuell sogar länger. „Das Leben ändert sich in Australien so wie in der ganzen Welt", sagte Morrison während einer landesweit im TV übertragenen Pressekonferenz. „Aber das Leben geht weiter. Dieses Ereignis jetzt ist eines, das einmal in 100 Jahren vorkommt."

Imago Images/AAP

Australien hat bisher mehr als 500 Coronafälle und sechs Todesopfer, eine im Vergleich zu anderen Staaten geringe Zahl.

Die Regierung hat ein Finanzhilfspaket für die Fluglinien des Landes geschnürt, die die Binnenflüge stark verringert und jene ins Ausland großteils gekappt haben. Flüge nach Australien sind allerdings weiter zu haben und preislich leistbar, wie eine Kurzrecherche im Internet zeigt: Etwa von Wien nach Sydney mit Emirates, Qatar Airways und Thai Airways mit Zwischenstopps in Dubai, Doha bzw. Bangkok.

Tourismus dürfte implodieren

Die massiven Reiseerschwernisse und drohenden internen Bewegungsbeschränkungen werden der für Australien, wo derzeit Herbst ist, sehr wichtigen Tourismusbranche arg zusetzen, ebenso etwa dem Einzelhandel, der Unterhaltungsbranche, Getränkeherstellern und so weiter. Zudem dürften in Landwirtschaft und Gastgewerbe Tausende meist junge Hilfskräfte aus dem Ausland ausfallen, die auf Basis von „Working Holiday Visas" ein Jahr lang durch Australien touren und dabei arbeiten dürfen.

Die Maßnahmen werden zwar jahreszeitlich gesehen vorwiegend den Winter und Frühlingsbeginn betreffen, also eher die Nebensaison, wenn es in den südlichen Regionen des Landes recht kalt sein kann. Allerdings ist diese Jahreszeit durchaus angenehm, speziell im sonst tropisch-schwülen und regnerischen Norden, und man vermeidet die extreme Hitze des Sommers.

Ökonomen befürchtet, dass das Land erstmals seit fast 30 Jahren in eine Rezession fallen wird. Die Regierung versucht, mit milliardenschweren Maßnahmen etwa im Investitions- und Kreditvergabebereich gegenzusteuern.

(Reuters/Wolfgang Greber)

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