Vier Jahre vor Ausbruch des Familienkriegs: Woody Allen mit seiner damaligen Partnerin Mia Farrow und den Kindern Satchel und Dylan (links).
Film und MeToo

Warum wir falsch über Woody Allen urteilen

Die Memoiren des sexuellen Missbrauchs bezichtigten Woody Allen sind trotz Protesten nun doch erschienen: Der Mann auf der Anklagebank verdrängt auch hier den Filmemacher. Das hat eine perfide Logik.

Soll man ihm das glauben? Er könne „wirklich keinen Unterschied darin erkennen, ob die Menschen sich an mich als Filmregisseur erinnern oder als Pädophiler“, schreibt Woody Allen am Ende seiner Autobiografie. Denn an ein Jenseits glaube er nicht. Melancholische, selbstironische, schwarzhumorige Leichtigkeit hat da am Ende seiner Memoiren „Apropos of Nothing“ (auf Deutsch "Ganz Nebenbei") doch noch die Oberhand gewonnen, schlagartig, als hätte der Autor einen Schalter umgelegt.

Ja, da hört man noch einmal den Ton des Filmemachers Woody Allen, des Regisseurs der „New Yorker Trilogie“, der Komödien „Hannah und ihre Schwestern“, „Manhattan Murder Mystery“ oder „Match Point“. Ob er heute etwas anders machen würde in seinem Leben, fragt er sich auch. Und antwortet: „Ich würde diesen Wunder-Gemüseschneider, den der Kerl im Fernsehen angepriesen hat, nicht kaufen.“ Was er am meisten bedaure? „Nur dass ich Millionen bekommen habe, um Filme zu machen, die gänzlich unter meiner künstlerischen Kontrolle waren, und nie einen großen Film gemacht habe.“ Genau in diesem Ton hätte man sich Memoiren von Woody Allen erwartet. Viel früher.

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