Coronakrise

Jeder vierte deutsche Betrieb vor Kurzarbeit

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"Das Soforthilfe-Programm muss sitzen“, fordert der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages angesichts wachsender Pleitesorgen.

Die Kurzarbeit in der deutschen Industrie wird einer Prognose des Ifo-Instituts zufolge bald drastisch steigen. 25,6 Prozent aller Firmen erwarten in den kommenden drei Monaten Kurzarbeit, wie die Münchner Forscher unter Berufung auf ihre Unternehmensumfrage mitteilen. Das ist der höchste Stand seit 2010. Vor drei Monaten lag der Anteil noch bei 15,3 Prozent.

Überdurchschnittlich betroffen sind demnach die Schlüsselbranchen Automobile (41 Prozent), Maschinenbau (33 Prozent) und Elektro (32 Prozent). "Das volle Ausmaß der Corona-Pandemie ist in all diesen Zahlen vermutlich noch nicht berücksichtigt, denn die meisten Antworten liefen ein bis Mitte März", erläutert Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Mehr als jeder zehnte deutsche Mittelständler ist nach Angaben des DIHK durch die Coronakrise von einer Pleite bedroht. "Besorgniserregend ist dabei nicht nur die absolute Zahl der befürchteten Pleiten, sondern die rasante Zunahme der konkreten Insolvenzsorgen innerhalb von nicht einmal drei Wochen", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.

"Umso wichtiger ist es, zügig die noch vorhandenen Lücken im Corona-Gesamtpaket zu schließen", fügte er mit Blick auf die Hilfen der deutschen Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hinzu. Die Insolvenzsorgen beträfen insbesondere mittelständische Unternehmen, sagte Schweitzer mit Verweis auf eine noch unveröffentlichte Sonderauswertung einer DIHK-Umfrage unter insgesamt 15.000 Unternehmen. Im Reise- und Gastgewerbe meldeten sogar 40 Prozent der überwiegend mittelständisch geprägten Betriebe akute Pleitegefahr.

Warnung vor Kreditklemme

"Das Soforthilfe-Programm muss jetzt sitzen", forderte Schweitzer. Nötig seien eine schnelle Entscheidung und ein unbürokratisches Verfahren. Der DIHK-Präsident warnte vor einer Kreditklemme. Die Erfahrungen der Mittelständler aus Krisengesprächen mit ihrer Bank seien ernüchternd. "Meine Befürchtung ist, dass trotz der 80 beziehungsweise 90 Prozent Bürgschaft durch den Staat viele Unternehmen wegen der Krise durch die sogenannte bankübliche Prüfung fallen."

Denn bei einem Shutdown mit vollständigem Umsatzverlust gebe es nach herkömmlicher Prüfung keine Kreditwürdigkeit – "und das gilt selbst dann, wenn das Unternehmen eigentlich kerngesund ist". "Die bisherigen Erleichterungen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Hinblick auf Bonitätsanforderung und Liquiditätsprüfung reichen gerade bei von der Krise besonders betroffenen Unternehmen nicht aus."

Der DIHK hatte zuvor eine vollständige Übernahme der Kreditrisiken durch den Bund gefordert. Bereits vergangene Woche hatte der DIHK gewarnt, dass vier von fünf deutschen Unternehmen wegen der Corona-Krise 2020 mit einem Umsatzrückgang rechneten.

(APA/Reuters)

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