Angehörige von Insassen warten vor einem Gefängnis in Italien. Im Land kam es nach Ausbruch der Corona-Krise zu mehreren Gefängnisrevolten
Covid-19

Wie das Coronavirus weltweit die Gefängnisse leert

Überbelegung und wenig Zugang zu Medizin machen aus Haftanstalten Hochrisikogebiete. Immer mehr Länder beschließen, Gefangene frühzeitig freizulassen.

Die Gefängnisinsel Rikers Island in New York, zwischen Queens und Bronx, war aus epidemiologischer Sicht so etwas wie ein Paradebeispiel. Am Mittwoch vor zwei Wochen wurde ein Insasse positiv auf das neuartige Coronavirus - Sars-Cov-2 - getestet. Maßnahmen ergriffen die Gefängnisleitung sowie die lokale Politik vorerst keine. Bis zum Sonntag stieg die Zahl der Infizierten auf 29. Mittlerweile sind es mehr als 100. „Ein Sturm kommt“, warnte der für die New Yorker Gefängnisse zuständige Mediziner, Ross MacDonald, auf Twitter. Wenn nicht schnell etwas geschehe, sind sich Experten einig, drohe Rikers Island und vielen anderen Gefängnissen im ganzen Land eine humanitäre Katastrophe.

Das beginnt bei Handdesinfektionsmittel, die aufgrund ihres hohen Alkoholgehalts in den meisten Gefängnissen verboten sind. Seife, warmes Wasser, Reinigungsmittel sowie frische Handtücher sind ebenfalls Mangelware. Den Betreibern von Haftanstalten gehe es um Profit statt um die Gesundheit der Insassen, warnt „Worth Rises“, eine Organisation für die Rechte der Gefangenen: „Das haben Ausbrüche wie etwa Hepatitis C gezeigt. Unternehmen haben Behandlungen verweigert.“

Demnach waren Insassen nicht in der Lage, den hohen Selbstbehalt der Behandlungskosten zu übernehmen. Bereits vor Ausbruch der Pandemie galten US-Gefängnisse als Hochrisikogebiet. Im Durchschnitt sterben hier drei Menschen pro Tag, die meisten an Suizid, Mord, einer Überdosis sowie unzureichender gesundheitlicher Versorgung.

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