Coronakrise

Pensionskassen brauchen keine Hilfen: "Reservekanister" gefüllt

Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky: Gutes Veranlagungsjahr 2019
Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky: Gutes Veranlagungsjahr 2019PEROUTKA Guenther / WB
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Die Quartalsperformance der Pensionskassen ist negativ. Hilfreich für die Bezieher von Pensionskassen-Zusatzpensionen ist das gute Veranlagungsjahr 2019.

Die Pensionskassen werden im ersten Quartal angesichts der in der Coronavirus-Krise eingebrochenen Börsen wohl einen negativen Veranlagungsertrag aufweisen, sehen die Aktien-Talsohle im Wesentlichen erreicht. Die Pensionskassen selbst riefen nicht nach Staatshilfen, Hilfen bräuchten ihre Kunden, also Unternehmen und deren Mitarbeiter, so Pensionskassen-Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky zur APA.

Es würden aber alle Staatshilfe bekommen, indem die Regierung rasch und konsequent Maßnahmen gesetzt habe. Bei Kurzarbeit schlägt Zakostelsky einen Ausgleich bei den Pensionskassen-Beiträgen vor. Ein Beispiel: Wenn bei einem Bruttogehalt von 1.500 Euro im Monat bisher 3 Prozent bzw. 45 Euro als Pensionskassenbeitrag eingezahlt wurden, sinkt dieser bei einer Arbeitszeitreduktion auf 40 Prozent wegen Corona-Kurzarbeit auf 18 Euro im Monat. Der Arbeitgeber zahlt in dieser Phase nämlich nur 600 Euro. Für den Berechtigten wäre im Sinne seiner Pensionsvorsorge ein Ersatz der nun fehlenden 27 Euro durch das Arbeitsmarktservice (AMS) sinnvoll, da dieses die Lohnnebenkosten bei der Kurzarbeit trägt. Hier könnte man im Interesse der Arbeitnehmer auch die Pensionskassenbeiträge mitnehmen.

Gutes Veranlagungsjahr 2019

Für die Aktienmärkte geht Zakostelsky davon aus, dass der Tiefpunkt grosso modo erreicht sei, Ausschläge nach oben und unten seien aber noch möglich. Die weltweiten Aktienmärkte seien vor rund einer Woche im Vergleich zum Jahresanfang noch um rund 30 Prozent im Minus gelegen, mittlerweile seien es minus 20 Prozent. Die Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen, das Greifen von Social Distancing und ein gewisser Hoffnungsschimmer bei Pharmafirmen und Forschung würden das Vertrauen auf die Aktienmärkte zurückbringen.

Bei der Pensionskassen-Performance gebe es im ersten Quartal eine stärkere Spreizung. Der Veranlagungsertrag bei den konservativen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften werde nach ersten Indikationen im Durchschnitt bei rund minus 4 Prozent liegen. Bei den ausgewogenen und dynamischen werde die negative Performance in einem höheren einstelligen Prozent-Bereich liegen, so Zakostelsky

Hilfreich für die Bezieher von Pensionskassen-Zusatzpensionen war das gute Veranlagungsjahr 2019 mit einer durchschnittlichen positiven Performance von 11,8 Prozent. Die Pensionskassen haben die erwirtschafteten Gelder nicht nur für Pensionserhöhungen verwendet, sondern unisono auch gut die Hälfte dem "Reservekanister" Schwankungsrückstellung zugeführt. Damit könne man heuer einige Prozentpunkte an Minus beim Veranlagungsertrag abfangen, wenn es einen solchen am Jahresende geben sollte, so Zakostelsky. Aktuell habe es keine Pensionskürzungen gegeben, etwas mehr als die Hälfte der Bezieher habe höhere Pensionen erhalten, für knapp die Hälfte seien sie gleich geblieben. Das österreichische Pensionskassensystem sei eines der stabilsten in Europa.

Mitarbeiter im Homeoffice

Die Regierung habe in der Coronavirus-Krise rasch und konsequent Maßnahmen gesetzt. Wenn man die Wirtschaftstätigkeit mit einem Fußballspiel vergleiche, sei man derzeit in der Pause. Es habe keine strukturellen Probleme und keine Blase gegeben. "Die Wirtschaftslage ist gut, es wurde jetzt der Pausenknopf gedrückt." Wesentlich sei aber, dass die Pause nicht zu lange dauere. Wenn man sie sukzessive von Ende April bis in den Juni hinein in Österreich wieder aufmache, sei er überzeugt, dass es wieder gut funktionieren werde.

Die Pensionskassenmitarbeiter selbst befänden sich zu gut 90 Prozent im Homeoffice. Zum Thema Dividenden sagte Zakostelsky unter Verweis darauf, dass es sich um Sozialkapital handle, dass die Pensionskassen in den letzten Jahren wenig bis keine Dividenden ausgezahlt hätten.

(APA)

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