Beratung

Familien psychisch erkrankter Menschen unter Druck

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Die Corona-Krise setzt psychisch erkrankten Menschen und deren Angehörigen besonders zu. Der Verein HPE erweitert wegen der Krise die Beratungszeiten für Angehörige am Telefon. Das Angebot ist kostenlos.

Mit zunehmende Dauer der Ausgangsbeschränkungen und die  verbreitete Unsicherheit sorgt bei psychisch erkrankten Menschen und deren Angehörigen für besonderen Druck. Das zeigt sich auch an den Anfragen von Angehörigen bei HPE, Österreichs größter Verein für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen. Der Verein hat nun das Beratungsangebot am Telefon und im Internet ausgebaut. Die Beratungszeiten am Telefon werden ab heute (1. April 2020) mehr als verdoppelt und bis 20 Uhr ausgeweitet.

Am Telefon sind die HPE-Berater nun von Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 20 Uhr erreichbar. Das HPE-Team besteht aus Psychologen, Sozialarbeitern und Psychotherapeuten. Die Beratungen sind kostenlos. Zusätzlich führt HPE (Hilfe für Angehörige und Freunde psychisch erkrankter Menschen) neue Beratungsangebote im Internet ein. Neben der Mail-Beratung gibt es ab sofort auch Termine für Chat-Beratungen und Online-Gruppenangebote über Video.

„Die Corona-Krise ist für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen eine Herausforderung“, sagt HPE-Geschäftsführer Edwin Ladinser. Denn die Ausgangsbeschränkungen führen dazu, dass psychisch erkrankte Menschen mit Angehörigen oft auf engstem Raum zusammenleben und nicht den Freiraum und die Rückzugsmöglichkeiten haben, die sie für ihre Stabilität brauchen. Das ist oft eine für beide Seiten belastende Situation.

Betreuung durch Familie eingeschränkt

Die Anfragen an die HPE-Berater zeigen, wie heftig sich die Corona-Krise auf psychisch erkrankte Menschen und deren Angehörige auswirken kann. „Mein Sohn hat eine Manie und kann die Ausgangsbeschränkungen nicht einhalten“, berichtet eine Mutter.  „Seit der Corona-Krise hebt mein Sohn am Telefon nicht mehr ab. Ich habe Sorge, dass er wieder in eine psychotische Krise gerät“, so eine Mutter. „Meine Frau wurde stationär in der Psychiatrie aufgenommen. Ich und meine Kinder können sie jetzt nicht besuchen, was mich sehr belastet“, so ein Ehemann.

Eine weitere Herausforderung ist, dass manche Tageszentren und Wohnheime, welche die Familien entlasten sollen, geschlossen sind. Eine aus sozialpsychiatrischer Sicht umfassende Behandlung von psychisch erkrankten Menschen ist derzeit nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Betreuende Angehörige sind oft die wichtigsten und einzigen Bezugspersonen ihrer psychisch erkrankten Familienmitglieder. „Sie sind in der jetzigen Krise mehr als sonst gefordert. Wir wollen sie in dieser Situation nicht alleine lassen“, begründet HPE-Geschäftsführer Ladinser den Ausbau des Angebots.

HPE ist ein Selbsthilfeverein. Er ist mit tausenden Mitgliedern der mit Abstand größte Verein in Österreich, der Angehörige und FreundInnen von psychisch erkrankter Menschen unterstützt.

Verein HPE

Telefonberatung für Angehörige: 01/5264202 (für ganz Österreich, 10 - 20 Uhr)

Zur Onlineberatung

(red.)

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