Motorradhersteller Pierer Mobility schickt alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Eine Dividende für die Aktionäre wird es - entgegen der ursprünglichen Absicht - nicht gegeben.
Stefan Pierer als Chef des Motorradherstellers Pierer Mobility, früher KTM Industries AG, verteidigte noch Mittwoch Früh die Entscheidung, für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende von 0,30 Euro je Aktie an die Aktionäre auszuschütten. Am frühen Nachmittag kam die Kehrtwende: Es wird keine Dividende geben, teilte Pierers Konzern mit.
Der Grund dafür: Die Bundesregierung habe im Kampf gegen das Coronavirus schärfere Maßnahmen bekanntgegeben. Der Vorstand habe vor diesem Hintergrund eine Bewertung dieser Maßnahmen und deren wirtschaftliche Konsequenzen auf den derzeit geschlossenen Fachhandel vorgenommen. Es sei davon auszugehen, dass die wirtschaftlich negativen Auswirkungen auf den Einzelhandel im Allgemeinen - und den Zweiradhandel im Speziellen - noch längere Zeit als bisher angenommen andauern. Daher werde es notwendig sein, dsa Händlernetz in dieser schwierigen Zeit bestmöglich finanziell mit verschiedensten Maßnahmen zu unterstützen. Folglich: Die Pierer Mobility AG wird keine Dividende für das Geschäftsjahr 2019 an die Aktionäre auszuschütten.
SPÖ fordert gesetzliche Regelung
"Für 2020, für diese schwierigen Rahmenbedingungen und alles was da noch daherkommt, unterstütze ich voll die Forderung, dass man keine Dividenden ausschüttet, das steht außer Frage," sagte Pierer am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal des ORF-Radio. Es sei selbstverständlich, dass unter derartig schwierigen Bedingungen die Gewinne im Unternehmen verbleiben müssten. Ob es dafür eine gesetzliche Regelung brauche, dazu äußerte sich der Firmenchef nicht.
SPÖ-Finanzsprecher Kai Jan Krainer hatte am Dienstag eine gesetzliche Regelung gefordert, die Unternehmen untersagen soll, Staatshilfen zu bekommen und gleichzeitig eine Dividende auszuschütten. Auch die Arbeiterkammer Wien (AK) sprach sich am Mittwoch dafür aus, die Auszahlung von staatlichen Hilfen an Auflagen zu knüpfen und fordert neben einem Dividenden-Stopp zusätzlich eine "Beschränkung der Managergehälter bei 500.000 Euro und die Streichung der Boni für das heurige Geschäftsjahr," hieß es in einer Aussendung vom Mittwoch.
„Nicht in Stein gemeißelt"
Der Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger appellierte in der Debatte um die Dividendenausschüttungen indessen an die Solidarität der Aktionäre. "Die Aktionäre werden Verständnis haben müssen, wenn ihre Dividenden gekürzt werden. Die sind nicht in Stein gemeißelt," so Rasinger in den "Oberösterreichischen Nachrichten". Denkbar wäre jedoch aus seiner Sicht, einen Teil der Dividende bereits vor der Hauptversammlung auszuzahlen und über den Rest zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden, so Rasinger laut dem Bericht.
Pierer geriet massiv in die Kritik, nachdem das Unternehmen am Montag an seinem Dividendenvorschlag festgehalten hatte, während die Firma gleichzeitig wegen der Coronavirus-Krise das Kurzarbeit-Programm der Regierung für die gesamte Belegschaft nützt. Zum 31.12.2019 beschäftigte der Konzern 4368 Mitarbeiter, davon 3639 in Österreich.
(APA)