Dieses Tempo hat man im Vatikan selten gesehen. Jedenfalls nicht bei Reaktionen auf Missbrauchsfälle.
Im Eilzugsverfahren hat BenediktXVI. nun einen Bischof für das Burgenland ernannt: Ägidius Zsifkovics, Sekretär der von Kardinal Schönborn geführten Bischofskonferenz.
Warum Eilzugsverfahren? Weil Nuntius Zurbriggen erst Mitte Mai Priester der Diözese um ihre Meinung gebeten hat, wer Bischof werden soll. Im Mai 2010, nicht 2009. Danach galt es für den Papst-Botschafter, die Antworten zu sichten, zu bewerten und eine Reihung der Kandidaten vorzunehmen, die an den Vatikan zu übermitteln war. Danach muss die Bischofskongregation ein detailliertes Screening der Kandidaten vornehmen. Besonders Augenmerk wird darauf gelegt, ob Aussagen überliefert sind, die auch nur einen Millimeter von der Lehrmeinung Roms abweichen. Danach tritt die Bischofskongregation zusammen. Anschließend geht der Akt an den Papst. Entweder hat Rom sein Tempo an die Gegebenheiten der Gegenwart angepasst. Oder? Oder die Befragung war Augenauswischerei. Und die Ernennung stand vorher fest. An der Geschwindigkeit künftiger Aktionen wird zu sehen sein, welche Annahme richtig ist.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2010)