Der Vatikan hat der Regierung seinen Wunschkandidaten genannt. Diese hat theoretisch eine Einspruchsmöglichkeit. Berichten zufolge soll Ägidius Zsifkovics dem scheidenden Bischof Paul Iby folgen.
Ägidius Zsifkovics dürfte am Samstag als Nachfolger des Eisenstädter Diözesanbischofs Paul Iby offiziell präsentiert werden. Zu Mittag werde aller Voraussicht nach die Neubesetzung im päpstlichen Bulletin verkündet, hieß es am Mittwoch aus mit dem Procedere vertrauten Kreisen. Die österreichische Bundesregierung ist bereits informiert worden und prüft derzeit, ob es Einsprüche gegen den neuen Bischof gibt, was als unwahrscheinlich gilt. In der Erzdiözese rechnet man offiziell mit der Präsentation des Iby-Nachfolgers "in den kommenden Tagen".
Der Vatikan ist aufgrund des Konkordats verpflichtet, bei der Ernennung von Bischöfen die Bundesregierung zu informieren. Diese hat dann zwei Wochen Zeit, "Bedenken allgemein politischer Natur" zu artikulieren. Die Regierung wolle die Sache allerdings schon innerhalb von zwei Tagen abschließen, hieß es aus dem Außenministerium. Ein entsprechender Umlaufbeschluss gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt und dem Kultusministerium sei in Gang gesetzt worden. Dieser sei notwendig geworden, da der Ministerrat erst wieder am 20. Juli zusammentrifft.
Der Vatikan wollte die Gerüchte über die Ernennung von Zsifkovics indes nicht kommentieren. "Die päpstlichen Beschlüsse in Bezug auf die Nominierung neuer Diözesanbischöfe werden offiziell im vatikanischen Bulletin mitgeteilt. Wir können im Voraus zu diesen Themen keine Informationen geben", sagte der vatikanische Pressesprecher, Federico Lombardi.
Rom-treuer Burgenland-Kroate
Zsifkovics ist dem Rom-treuen Flügel der katholischen Kirche in Österreich zuzurechnen. Er ist derzeit Generalsekretär der Bischofskonferenz und Pfarrer im burgenländischen Wulkaprodersdorf. Das Bischofsamt soll er schon seit seiner Priesterweihe angestrebt haben, heißt es im persönlichen Umfeld des 47-Jährigen.
Zsifkovics wurde am 16. April 1963 in Güssing geboren. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni 1987 in Eisenstadt. Von 1987 bis 1988 war er Bischöflicher Sekretär, von 1992 bis 1999 Ordinariatskanzler. Pfarrer in Wulkaprodersdorf ist Zsifkovics seit 1994, seit 1996 leitet er das Referat für die pastoralen Belange der kroatischen Volksgruppe. Er ist auch Schriftleiter der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik".
Zum Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz wurde Zsifkovics 1999 bestellt. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen dort die Kanzlerkonferenz, Kirche und Gesellschaft sowie Kirche und Staat.
Rücktritt im Alter von 75 Jahren
Iby hatte im Jänner dieses Jahres anlässlich seines 75. Geburtstags sein Rücktrittsgesuch in Rom eingereicht. Dabei hatte er den Wunsch ausgedrückt, bis zum Abschluss des diözesanen Jubiläumsjahres am 11. November 2010 im Amt zu bleiben.
(APA)