Japan plant Ausgangssperre in Großstädten

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Premier Shinzo Abe will in Tokio, Osaka und Fukuoka den Notstand erklären.

Trotz seiner Nähe zu China hat Japan in der Coronakrise lange Normalität bewahrt. Angesichts der offiziell zunächst niedrig gehaltenen Infektionszahlen blieben Restaurants und Geschäfte offen, die meisten Japaner gingen weiterhin normal ihrer Arbeit nach, ohne auf Homeoffice umstellen zu müssen. Dieser freizügige Ansatz könnte nun ein Ende haben: Nach japanischen Medienberichten will der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe den Notstand für drei Großstädte inklusive ihrer Einzugsräume ausrufen. Betroffen sind demnach Tokio, Osaka und Fukuoka.

Damit werden die Behörden ermächtigt, die Bürger anzuweisen, in ihren Häusern zu bleiben und Schulen geschlossen zu lassen. Die Erklärung könnte bereits am Dienstag erfolgen. Laut den Berichten soll der Notstand zunächst ein Monat gelten. Zugleich will das Kabinett das bisher größte Konjunkturprogramm des Landes beschließen. Abe bezifferte den Umfang am Montagabend mit umgerechnet rund 915 Milliarden Euro, was 20 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung Japans entspricht.

Viele neue Infektionen

Grund ist ein zuletzt deutlicher Anstieg der Corona-Infektionen in der Hauptstadt Tokio sowie anderen großen Städten. In Tokio waren am Sonntag weitere 143 Erkrankungen bestätigt worden – der bisher höchste Anstieg innerhalb eines Tages. Damit zählt die japanische Millionenmetropole bereits mehr als 1.000 Infektionsfälle.
Angesichts dessen war der Druck auf Abe gewachsen, den Notstand auszurufen. Auch Tokios Gouverneurin Yuriko Koike hatte diesen Schritt gefordert. Beobachter werfen Abe vor, die Situation anfangs nicht ernst genommen zu haben. Seiner Regierung war auch vorgehalten worden, nicht ausreichend Tests durchführen zu lassen, um die Olympischen Sommerspiele nicht zu gefährden. Diese wurden inzwischen auf nächstes Jahr verlegt. (ag.)

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