Coronavirus

Schulen und Ärzte: Der dänische Versuch einer Öffnung

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erfreut sich in Dänemark derzeit höchster Beliebtheit.
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erfreut sich in Dänemark derzeit höchster Beliebtheit.REUTERS
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Die dänische Regierung öffnet ab Mittwoch Schulen und Kindergärten für die Jüngeren. Und: die medizinische Betreuung abseits Covid-19 soll wieder hochgefahren werden.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von einer "ersten vorsichtigen Phase" der Öffnung: In einem ersten Schritt werden von Mittwoch an Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für Kinder bis zur fünften Klasse wieder öffnen. Damit will die dänische Regierung zunächst die Eltern entlasten, die sich bisher neben der Arbeit auch noch um ihre jüngeren Kinder kümmern mussten.

Alle weiteren Maßnahmen hat Frederiksen im selben Atemzug um vier Wochen verlängert: Die dänischen Grenzen, auch die nach Deutschland, bleiben vorläufig bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt - Frederiksen zufolge zumindest bis zur nächsten Phase der Öffnung - für Restaurants, Cafés, Kneipen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind weiter verboten, Großveranstaltungen bis Ende August untersagt.

Am Dienstag hieß es, die Regierung wolle einige Maßnahmen sogar früher lockern als zunächst geplant. Hintergrund sei die weiter fallende Zahl der Coronavirus-Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssten. Details wurden aber noch nicht bekannt gegeben.

Dass ausgerechnet die Schulen als erstes wieder aufsperren, ist aber nicht unumstritten. „Das wird kein normaler Schultag“, erklärte Dorte Lange, Vizepräsidentin der dänischen Lehrergewerkschaft. „Unsere Mitglieder haben viele Fragen dazu, wie wir das schaffen in einer sicheren Art schaffen sollen“, so Lange. Die Schulen seien miteinander auch schwer zu vergleichen und stünden vor unterschiedlichsten Herausforderungen.

Auch bei Eltern gibt es Skepsis. Eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Mein Kind sollte kein Versuchskaninchen für Covid-19 sein“ hatte rasch über 35.000 Mitglieder.

Gesundheitssystem soll Aufgeschobenes nachholen

Es soll aber eine Art Normalität einkehren in Dänemark, eine neue Normalität. Ein Leben mit dem Sars-CoV-2-Virus. Und so soll auch die medizinische Betreuung von Patienten ohne Covid-19 verstärkt wieder in Gang gebracht werden. Mit einer erhöhten Aktivität im Gesundheitswesen wolle man die Wartezeiten bei Untersuchungen und Behandlungen verkürzen, die durch den Ausbruch des Coronavirus entstanden seien, teilte das dänische Gesundheitsministerium am späten Montagabend mit.

Im Kampf gegen die Virusausbreitung waren viele gesundheitliche Aufgaben der dänischen Kommunen und Regionen ausgesetzt worden, um sich voll und ganz auf Covid-19 zu konzentrieren. Tausende geplante Operationen, die als nicht akut galten, wurden deshalb unter anderem aufgeschoben. Die Rechte von Patienten, innerhalb von 30 Tagen untersucht und innerhalb von weiteren 30 Tagen behandelt zu werden, hatte die Regierung wegen der Corona-Krise ausgesetzt.

Vor der Einigung hatte die führende Oppositionspartei Venstre die politischen Verhandlungen über eine Öffnung des Gesundheitswesens für gescheitert erklärt. Gesundheitsminister Magnus Heunicke erklärte dazu, dass der politische Wille zu einer Einigung in der Hinsicht nicht vorhanden gewesen sei und man sich daher mit den Regionen, Kommunen und Ärzten zusammengeschlossen habe.

„Kontrolle erlangt

Dass man das Gesundheitswesen wieder stärker öffne, geschehe vor dem Hintergrund, dass man in Dänemark Kontrolle über das Coronavirus Sars-CoV-2 erlangt habe, so Heunicke. Da der Verlauf der Epidemie damit langfristiger sei, müsse sich das dänische Gesundheitswesen sowohl mit Covid-19-Patienten als auch mit Patienten mit anderen Erkrankungen befassen können. Ein erster wichtiger Schritt soll nun sein, dass Allgemeinmediziner wieder mehr Patienten dahin gehend überprüfen, ob sie an Krankenhäuser überwiesen werden sollen.

In Dänemark, wo etwa 5,8 Millionen Menschen leben, wurden bis Montag knapp über rund 6000 Infektionsfälle und 280 Tote gemeldet, hinzu kommen insgesamt rund 200 Infektionen auf den zum dänischen Königreich zählenden Färöer-Inseln sowie Grönland.

Das Vertrauen der Dänen in die Regierung der Sozialdemokratin Frederiksen ist durch die Viruskrise jedenfalls gewachsen. So gute Umfragewerte hatten Sozialdemokraten zuletzt 1998. Würde eine Parlamentswahl bevorstehen, würde die Socialdemokraterne als klarer Sieger daraus hervorgehen. Eine Meinungsumfrage für die Nachrichtenagentur Ritzau zeigt hier ein klares Bild. Frederiksens Partei kommt darin auf 35,1 Prozent. Das wären 19,2 Prozent mehr als bei der Wahl im Juni 2019, wo die neue Chefin der Sozialdmokraten mit einem betont rechten Kurs in der Migrationspolitik einen Wahlsieg einfahren konnte.

(APA/dpa/Red.)

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