Großprojekt

Neuer Busbahnhof mit Hotelturm: Wien denkt an die Zukunft

Die Presse/Fabry
  • Drucken

Die Pläne für den neuen Busterminal schreiten auch in Corona-Zeiten voran. Im zweiten Bezirk soll er mit einem Büro- und Hotelturm kombiniert werden, ein Architekturwettbewerb startet demnächst.

Etwas paradox mutete es schon an: Während die Wiener Innenstadt leergefegt ist und die Grenzen geschlossen sind, verkündete die Stadtregierung am Freitag ihr nächstes Großvorhaben in Sachen Tourismus: ihre Pläne für den neuen internationalen Busterminal.

Aber schließlich, rechtfertigte sich SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig gleich vorab, müsse man gerade in dieser Krise für die Zukunft planen: „Wir denken weiter.“ Die starken Wirtschaftszweige müssten gestärkt werden, somit auch der Tourismus.

So werden die Pläne für den neuen Busterminal nicht wie lange Zeit davor brach liegen gelassen - die Diskussion über den geeigneten Standort dauerte mehrere Jahre - sondern kommende Woche in der Stadtentwicklungskommission behandelt. Die entsprechende Machbarkeitsstudie wurde abgeschlossen.

Wie bereits bekannt, soll der Terminal in Wien-Leopoldstadt neben dem Ferry-Dusika-Stadion errichtet werden. Kombiniert wird der zweigeschossige Bahnhof mit einem Büro- und Hotelturm auf insgesamt 25.000 Quadratmetern, wo sich Hotels des Zweisterne- und Dreisterne-Segments ansiedeln sollen. Schließlich seien die Fahrgäste, die mit dem Bus in Wien ankommen oder abfahren - 2019 waren es ganze fünf Millionen - größtenteils jung und weniger gut betucht. Doch auch sie sollen, so Ludwig, „ein Entrée bekommen, das dieser Stadt würdig ist.“ Der Busbahnhof in Erdberg wird dieser Vorgabe schon lange nicht mehr gerecht.

Eröffnung spätestens 2025

Zusätzlich soll der Bau ein „nachhaltiges Vorzeigeprojekt“ werden, sagte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein bei der Pressekonferenz. Einerseits werde das Bauwerk selbst nachhaltig und effizient geplant, etwa mit einer Fassaden-Photovoltaikanlage, andererseits werde auch die Umgebung miteinbezogen und aufgewertet, so Hebein. Ein Bürgerbeteiligungsprozess soll die Planung begleiten.

200 Millionen Euro will die Stadt dafür über die Wien Holding investieren, rechnet Finanzstadtrat Peter Hanke vor - und mit dem Großprojekt „zur Visitenkarte Wiens“ beitragen. Die nächsten Schritte bis dahin: Ein demnächst startender Architekturwettbewerb, die Vorlage eines Flächenwidmungs- und Bebauungsplans beim Wiener Gemeinderat im zweiten Halbjahr 2021, Betreiber- und Investorensuche und schließlich die Eröffnung 2024 oder 2025.

Gemischte Gefühle bei Opposition

Bei der Opposition sorgt der Busbahnhof für gemischte Gefühle. Die ÖVP verwies auf die Wichtigkeit des Wirtschaftsstandortes. Der nicht amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch bemängelte allerdings, dass die Zukunft des Dusika-Stadions immer noch ungewiss sei: "Wiener Sportvereine benötigten mehr Hallen und mehr Freiflächen für das Training und kleine bis mittlere Wettbewerbe."

Die Neos begrüßen das Busbahnhof-Vorhaben und den Standort dafür prinzipiell, stoßen sich aber daran, dass in dem Zusammenhang auch ein Büro- und Hotelturm entstehen soll. Dieser stelle keinen Mehrwert für die Bevölkerung dar.

Gänzlich ablehnend steht die FPÖ zum "Mega-Busbahnhof". Ein Bau in diesem Ausmaße am Rande des Grünen Praters widerspreche allem, was die Grünen auf Bundesebene propagierten. "Von den Auswirkungen auf die Tangente rund um den Knoten Prater reden wir hier noch gar nicht - dort bricht der Verkehr auch ohne tausende zusätzliche Busse täglich schon jetzt regelmäßig zusammen", gab Klubchef Anton Mahdalik zu bedenken.

Freude und Zustimmung kam am Freitag von der Wirtschaftskammer. Tourismus-Obmann Markus Grießler sprach von einem "Mutmacher für die Zeit nach dem Lockdown".

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.