Der Flughafen dürfte heuer eröffnen. Ohne Scherz. Die Corona-Epidemie hilft. Es gibt nur einen Haken.
Selbst das sogenannte „Monster“ ist gebändigt, das Ingenieuren über Jahre den nackten Angstschweiß auf die Stirn getrieben hat: Die „Entrauchungsanlage“ entraucht so einwandfrei, dass sie der TÜV abgesegnet hat. Im Jahr neun nach der Nicht-Eröffnung hat der Flughafen Berlin-Brandenburg BER also alle Genehmigungen beisammen, um eine Nutzungsfreigabe zu beantragen und alle Spötter Lügen zu strafen, die in diesem BER nur ein überdimensioniertes Mahnmal sehen, das darauf hinweist, dass der Staat nicht der bessere Unternehmer ist.
Nein, der BER ist (fast) startklar. Die Eröffnung im Oktober so „sicher wie nie“. In Vor-Corona-Zeiten hätte diese Nachricht die Titelblätter des Boulevards geschmückt. Die Nation hätte sich in großer Geste vor Flughafen-Chef Lütke Daldrup verbeugt. Doch ein pompöses Fest wird es vorerst nicht geben. Und zwar schon deshalb nicht, weil Berlin alle Großveranstaltung bis 24. Oktober abgesagt hat.
Darüber hinaus meinen hartnäckige Esoteriker, dass der BER nach wie vor ein „Fluchhafen“ ist, und dieser Fluch bloß seine Gestalt gewechselt hat. Konzentrierte er sich anfangs darauf, im Verbund mit deutschen Bauverordnungen das Projekt zu verhindern, geht er nun in Corona-Zeiten hinterlistiger vor. Er versucht das Geschäftsmodell eines Flughafens zu torpedieren, das bei allen Schattierungen doch an Flugzeuge und Fluggäste geknüpft ist. Jedenfalls wird die BER-Vorfreude sanft vom Umstand gedämpft, dass Berlin in diesen Tagen rund 1000 Passagiere pro Tag zählt, also „etwa ein bis zwei Prozent“ des üblichen Aufkommens. Ganz offensichtlich hat der BER also neben anderen Unzulänglichkeiten auch kein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt.
Wobei Daldrup das Glas halb voll sieht. Nachrichtenagenturen zitierten ihn mit dem Hinweis, dass der coronabedingte Verkehrseinbruch „den Probebetrieb und die Inbetriebnahme“ erleichtert. Abstandsregeln zum Beispiel können nun ohne größeren Aufwand praktiziert werden. Zweite gute Nachricht: Die Eröffnung des Terminals 2 droht sich zwar mangels osteuropäischer Bauarbeiter zu verzögern, aber der Zeitdruck für diese BER-Erweiterung hat kräftig nachgelassen.
