Konjunktur

Heimische Wirtschaft im ersten Quartal stark geschrumpft

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Laut Wifo-Schnellschätzung ging des Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum Jänner bis März real um 2,7 Prozent zurück. Besonders stark waren die Rückgänge im Bereich Handel/Tourismus/Gastronomie und bei Dienstleistungen.

Österreichs Wirtschaft ist wegen der Coronakrise schon im ersten Quartal stark geschrumpft, um rund zweieinhalb Prozent. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden wegen der seit Mitte März gegen die Pandemie verhängten Maßnahmen die Bereiche Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie mit über sieben Prozent Rückgang im Jahresabstand sowie diverse Dienstleistungen mit minus acht Prozent.

Laut Wifo-Schnellschätzung von Donnerstag schrumpfte des Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum Jänner bis März gegenüber dem Vorjahr real um 2,7 Prozent und im Vergleich zum Vorquartal real um 2,5 Prozent. "Einen Rückgang in dieser Größenordnung hat es zuletzt während der Finanzmarktkrise 2008/09 gegeben", erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in einer Aussendung, wobei anders als damals der Wachstumseinbruch schon zu Beginn der Krise hoch sei.

Vor allem Handel und Dienstleistungen waren von den gegen die Covid-19-Ausbreitung gerichteten Maßnahmen betroffen. So sank die Wertschöpfung im ersten Quartal in Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Beherbergung und Gastronomie um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 7,5 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2019; mit 1,5 Prozentpunkten an negativem Wachstumsbeitrag entsprach dies mehr als der Hälfte des BIP-Rückganges im ersten Quartal.

Ebenfalls stark betroffen waren vom schrittweisen Shutdown ab Mitte März laut Wifo die Bereiche Sport-, Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sowie persönliche Dienstleistungen (zum Beispiel Friseure). Hier reduzierte sich das BIP um 8,1 Prozent binnen Jahresfrist (bzw. um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal), wobei der Einfluss auf den gesamten Rückgang des BIP hier aber deutlich geringer war.

Privatkonsum und Exporte gesunken

Gestützt wurde die Wertschöpfungsentwicklung im ersten Vierteljahr dagegen von Dienstleistungen, bei denen nicht unmittelbar persönlicher Kontakt nötig ist bzw. wo Tätigkeiten auch über Online-Kommunikation möglich sind. Ebenfalls positiv zum BIP trug die Öffentliche Verwaltung bei. Die Konjunktur in der Bauwirtschaft verlief bis zum Ausbruch der Krise sehr gut, begünstigt durch die warme Witterung. Erst in der zweiten März-Hälfte wirkten sich die Baustellenschließungen aus, sodass die Wertschöpfung im Quartal insgesamt um 0,5 Prozent zurückging.

In der Industrie verstärkten sich die Produktionsausfälle im März weiter, nachdem dort die wirtschaftliche Dynamik aber schon voriges Jahr zurückgegangen war. Insgesamt kam es in den Sektoren Bergbau, Warenherstellung, Energie- und Wasserversorgung sowie Abfallentsorgung zusammen im Auftaktquartal zu einem Rückgang um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. zu einem Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zum vorhergehenden Quartal.

Nachfrageseitig wurde das BIP vor allem vom Privatkonsum eingeschränkt - der um 3,6 zum Vorjahr bzw. 3,1 Prozent zum Vorquartal nachließ -, da die Angebotsbeschränkungen im Handels- und Dienstleistungsbereich unmittelbar einen Nachfrageausfall mit sich gezogen hätten, so das Wifo. Auch die Investitionen wurden eingeschränkt - so lagen die Anlageinvestitionen um 2,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Auch der Außenhandel war beeinträchtigt: Die Exporte ließen im Jahresabstand um 3,9 Prozent nach, die Importe um 4,4 Prozent.

Rekord-Rückgang in Frankreich

Die französische Wirtschaft ist im ersten Quartal wegen der Coronapandemie so stark eingebrochen wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Jänner bis März um 5,8 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Ökonomen hatten lediglich ein Minus von 3,5 Prozent erwartet. Das bisher schlechteste Quartalsergebnis gab es im Frühjahr 1968, als Studentenunruhen und Generalstreiks das Land lahmlegten. Damals schrumpfte die Wirtschaft um 5,3 Prozent.

Im abgelaufenen Quartal sanken die Konsumausgaben in Frankreich um 6,1 Prozent, während die Unternehmen 11,4 Prozent weniger investierten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in diesem Jahr um 7,2 Prozent einbrechen wird. 2021 soll es dann zu einem Wachstum von 4,5 Prozent reichen. Frankreich gehört zu den am härtesten von der Pandemie getroffenen Länder in Europa, weshalb die Regierung strenge Schutzmaßnahmen angeordnet hat. Ab 11. Mai sind Lockerungen geplant.

Auch die deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Quartal geschrumpft sein. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet mit einem Minus von zwei Prozent. Eine erste Schätzung veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 15. Mai.

(APA)

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