Manche Kinder kommen gefühlsstark auf die Welt. Sie spüren Freude, Trauer oder Wut intensiver, haben viel Energie und oft Schwierigkeiten mit Selbstregulation. Für die Familie bedeutet das eine Herausforderung – auch während der Coronakrise.
Laurin saust mit seinem Fahrrad um den Block. „Wie viele Runden soll ich fahren, Papa?“ Es ist später Nachmittag, doch der Sechsjährige hat noch viel Energie. Aufgeregt führt er wenig später durch die Familienwohnung: „Schön, oder?“ Laurin ist wissbegierig und kennt keine Berührungsängste gegenüber Fremden. Offen erzählen seine Eltern Monika und Roman vor ihrem Kind über seine Eigenschaft, die das Leben der Familie auf den Kopf gestellt hat: Laurin ist gefühlsstark. Er nimmt Gefühle jeder Art viel intensiver wahr, ist leichter reizüberflutet und hat größere Schwierigkeiten mit der Selbstregulation als seine Altersgenossen. Etwa jedes siebente Baby kommt mit diesem besonderen Temperament zur Welt.
Schon früh ist Roman und Monika aufgefallen, dass sich ihr Sohn mit dem Einschlafen schwertut: „Da war immer so eine Unruhe, er wollte sich bewegen, hat gestrampelt“, erzählt Roman. Bis Laurin zweieinhalb war, mussten die Eltern ihn deshalb tragend in den Schlaf begleiten. „Irgendwann konnte ich nicht mehr“, erzählt Monika. „Er war einfach zu schwer.“ Nach wie vor schläft Laurin schlecht. Abends, im Bett, erzählt er von „vielen kleinen Details“, die ihn während des Tages bewegt haben. In einer „Durchschnittsnacht“, wie es Monika nennt, schreit Laurin nach den Eltern und will zu ihnen ins Bett kommen. Er ist sehr nähebedürftig und verlangt aktiv nach „Kuscheleinheiten“.