Schwanautrieb in Hamburg, vor Kurzem auf der Alster. Olaf Nieß vom "Schwanenwesen" und Polizeieskorte geleiten die Tiere aus dem Winterquartier.
Urbanes Tierleben

In der Alster schwimmen wieder die Schwäne

Hafen, Fischmarkt, St. Pauli, Michel, Elbphilharmonie – alles schon gesehen. Das Wahrzeichen Hamburgs ist aber ein anderes: die Alsterschwäne. Ihr Auftrieb ist ein Spektakel, eigentlich.

Hamburger Alsterschwäne müssen nicht den ganzen Weg schwimmen, sondern werden zum Teil chauffiert.
Hamburger Alsterschwäne müssen nicht den ganzen Weg schwimmen, sondern werden zum Teil chauffiert. (c) REUTERS (PETER MUELLER)

Einen Hamburger Schwan zu beleidigen war im Jahr 1664 nicht nur unschicklich, sondern auch gefährlich. Nicht, weil sich vielleicht das Tier gegen Übergriffe zur Wehr setzte: „Wer einen Schwan beschimpfte, verletzte oder tötete, der beleidigte damit die Stadt Hamburg. Es war unter Strafe verboten“, erklärt Olaf Nieß, Alsterschwanbeauftragter, zu dem alten Stadtsymbol. „In früheren Jahrhunderten war es nur Monarchen vorbehalten, Schwäne auf öffentlichen Gewässern zu halten. Doch auch die Hamburger Stadtväter nahmen sich das Privileg heraus und demonstrierten damit Freiheit und Unabhängigkeit.“ Nieß besetzt einen der ältesten, seit 1674 existierenden Behördenposten Hamburgs – eine Art „Schwanenvater“. Bis 1996 kümmerte sich sein Vater, Harald, um das edle Federvieh, 45 Jahre lang.

Der Auftrieb im Frühjahr ist stets ein Spektakel mit vielen Zuschauern auf den Brücken und auf dem Leinpfad, einem einstigen Treidelweg. Nur in diesem denkwürdigen Frühling nicht, hier erfolgt der Auftrieb auch später als gewöhnlich. Vor einem Boot der Wasserschutzpolizei gleiten Motorkähne des Schwanenwesens über den Fluss. Sie eskortieren die etwa 120 Höckerschwäne aus dem Winterquartier im Eppendorfer Mühlenteich in den Alstersee im Stadtzentrum. Mittendrin Nieß, der mit seinem Boot (WS4 Schwan) in rasanten Manövern den Tieren Respekt einflößt – „damit keiner trödelt oder abdriftet“.Entstanden ist der Alstersee durch den Bau des Reesendamms im 13. Jahrhundert. Er staute die Alster, die in Schleswig-Holstein entspringt und nach 56 Kilometern in Hamburg in die Elbe mündet. Der Wasserspiegel sollte damit angehoben werden, um die Mühlen an den Ufern zu betreiben. Deshalb hieß der entstandene See zunächst Mühlenteich. Die Unterteilung in Binnen- und Außenalster erfolgte erst 400 Jahre später.


Anfang des 17. Jahrhunderts war es unruhig im Land. Ein 30 Jahre währender Krieg sollte sich entwickeln. In weiser Voraussicht beauftragte der Rat der Stadt den Niederländer Johan van Valckenburgh, einen Festungsring mit 22 Bastionen und einem tiefen Graben um den Ort zu ziehen. Diese Anlage verlief auch mitten durch den Mühlenteich. Dort, wo sich die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Lombardsbrücke mit ihren markanten Kandelabern befindet, existierte schon damals eine hölzerne Zug- und Klappbrücke. Die derart entstandene Unterteilung in Binnen- und Außenalster existiert bis heute. Später entwickelte sich aus dem einstigen Staudamm der mondäne Jungfernstieg mit exquisiten Geschäften und dem legendären Café-Bistro Alsterpavillon.

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