Stilles Tal

Almrausch für fleißige Tiroler Bienen

Almrausch, Almrose oder gefiederte Alpenrose: Das größte Feld Österreichs wächst in der Wildschönau.
Almrausch, Almrose oder gefiederte Alpenrose: Das größte Feld Österreichs wächst in der Wildschönau.Alex Mayr/Wildschönau Tourismus
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In der Wildschönau folgen Wanderer den Bienen zum größten Almrosenfeld Österreichs. Und landen beim prämierten Käse.

Warum die Bienen an den großen Beeten mit den prächtigen violett-blauen Glockenblumen, gelb-orangen Sonnenhüten und den rosa Pfingstrosen vorbeifliegen, ist für Laien ob der farbintensiven, wohlriechenden Mischung zunächst ein Rätsel. Veronika Hölzl hat sich so viel Mühe mit der Gartengestaltung rund um den Sonnleitenhof gegeben. Die Floristin weiß aber, warum ihre Bienen im Sommer ein anderes Betätigungsfeld bevorzugen und ihre so liebevoll gestalteten Blumenbeete ignorieren. Es lockt Österreichs größtes zusammenhängendes Feld von bewimperten Alpenrosen – man darf auch Almrosen oder Almrausch zu ihnen sagen – nur ein paar hundert Meter weiter auf den Berghängen der Wildschönau.
Gemeinsam mit ihrem Mann Jakob und den drei Töchtern versorgt Hölzl 35 Bienenvölker auf 1143 Metern in Auffach. Sie haben ihr Zuhause im Hintergarten des Bauernhofs und werden von der Familie gehegt und gepflegt, damit sie viel Honig produzieren. Im Tal haben sie ihr Revier – in nahezu unberührter Natur.

Gespür für Bienenlaunen

Ein beliebtes Wanderziel: Die Bienenstöcke in der Wildschönau.
Ein beliebtes Wanderziel: Die Bienenstöcke in der Wildschönau.(c) Tirol Werbung

Die Urlauber erwartet in der Wildschönau – wenn sie nicht gerade individuelle Touren planen – bis Oktober ein abwechslungsreiches Wanderprogramm. Beliebt ist die „Bienenstöckewanderung“ zum Sonnleitenhof. In ihrem Rahmen erklärt Jakob Hölzl Gästen die Bio-Imkerei, eine Rarität, in Tirol gibt es nur mehr eine Handvoll. Bei Honigbrot und selbst gemachtem Saft erfahren Besucher, dass dies hier ein „Arche Hof“ ist, der sich dem Erhalt seltener Nutztierrassen und fast verlorenen gegangenen Kulturpflanzen verschrieben hat.Direkt zwischen den Bienenstöcken plaudert Imker Hölzl ohne Schutz gern über seine vom Aussterben bedrohten Carnica-Bienen: „Ich weiß beim ersten Nähern bereits, welche Laune sie haben.“ Auch die Gäste dürfen sich von deren Befinden überzeugen. „Bitte keine hektischen Bewegungen, langsam und ruhig vorbeigehen,“ warnt Hölzl. Tatsächlich erkennt man, welche Richtung alle ausfliegenden Tiere einschlagen: Zu den nahen Almrosenfeldern, das nächste Ziel der Wanderung. Doch davor gibt's etwas Nachhilfe, weil die meisten nicht viel über diese Insekten wissen: „Eine Königin wird bis zu fünf Jahre alt, während die Arbeitsbienen nur rund drei bis sechs Wochen überleben, in der Zeit arbeiten sie Tag und Nacht. Aber das Leben der Bienenkönigin ist kein Honigschlecken. Noch dazu kann sie jederzeit ausgetauscht werden und muss sich dann ein neues Volk suchen.“

Bis zu 1000 Kilo Honig im Jahr

Hölzl hat den Bauernhof vor 20 Jahren erworben. 1995 fing er mit der Imkerei an, damals mit nur rund 20 Bienenvölkern, sein größtes Standbein mittlerweile. 2008 wagte die Familie den Schritt, die gesamte und mittlerweile auf eine auf 50 Völker angewachsene Bienenstockzahl auf bio umzustellen. Seitdem werden jährlich 500 bis 1000 Kilo Honig gewonnen, je nach Wetter im Frühjahr und im Sommer. Ende Juli wird begonnen, den Honig aus den Waben zu schleudern. Der almrosenhaltige Bienenhonig enthält Spuren von Wald- und Blütenhonig, denn manchmal verschlägt es die Insekten doch zu den Blumen vorm Haus. Das ist der Grund, warum sein Honig nicht als Almrosen-, sondern als Gebirgshonig bezeichnet werden muss. Almrosenhonig ist, so heißt es, nach dem neuseeländischen Manuka-Honig der wertvollste. Beide Pflanzen sind selten, wachsen fern von Zivilisation, Verkehr, konventioneller Landwirtschaft. Der Honig ist frei von Pestiziden und Schadstoffen.

Sanftes alpines Gelände mit Alm und Moor

Käsen auf der Alm in der Wildschönau: Käse-König Johann Schönauer.
Käsen auf der Alm in der Wildschönau: Käse-König Johann Schönauer.C. Kunz

Das bei den Bienen so begehrte Almrosenfeld entdeckt man bei einer Wanderung vom Markbachjoch aus. Von der Bergstation der Gondelbahn geht es für Sportliche zunächst über die Holzalm. Nach dem Aufstieg von der Horlerstiegen-Kapelle eröffnet sich dem Wanderer bereits ein Meer aus den kniehohen Gewächsen in dunklem Rosarot. Hin und wieder unterbrechen kleine Moorseen das Feld. Weiter geht es über die Vordere und Hintere Feldalm. Dort oben lebt Senner Konrad Gwiggner den Sommer über mitten im blühenden Almrausch, seinen Lieblingsblumen. „Sie gehören zur Gattung der Rhododendren innerhalb der Familie der Heidekrautgewächse“, erklärt Wanderführerin Susanne Wohlfahrter, die die Gäste begleitet. „Almrosen gedeihen nur auf sauren Böden, sie werden zwischen 30 und 130 Zentimeter hoch, je nach Schneehöhe im Winter, sind immergrün und werden bis zu 100 Jahre alt“, führt sie beim nächsten Almrauschteppich aus. Füchse, Marder und Raufußhühner nutzen diesen Flor oft als Versteck.Wanderziel ist letztlich aber die Schönangeralm, die idyllisch im hinteren Talkessel der Wildschönau liegt. Sie ist das Reich von Johann Schönauer, der zahlreiche Medaillen für seine Käse abgeräumt hat. Davon überzeugen kann man sich im Schaubetrieb. Nach rund fünf Stunden Gehzeit (oder abgekürzt mit dem Auto) kostet man sich hier quer durch viele Käsespezialitäten. Schönauer fertigt in einer Saison rund 15 Tonnen Käse. Er erinnert auf den ersten Blick an das Alm-Klischee: Rauschebart, einsames Leben auf der Alm, viel Wissen über Tiere. Und doch ist er nicht der Romanheld aus den Schweizer Bergen, sondern einer der meist ausgezeichneten Käser aus den Kitzbüheler Alpen. „Es ist eine Wissenschaft für sich“, sagt er, „und hat viel mit Gefühl und dem richtigen Zeitpunkt zu tun.“ Der Weichkäse, Emmentaler und Bergkäse geraten hier sehr fein. Davon kann man sich schließlich auch bei Tisch überzeugen, im Alpengasthaus Schönangeralm.

Compliance-Hinweis: Die Recherche erfolgte 2019 auf Einladung von Wildschönau Tourismus. www.wildschoenau.com

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