Coronakrise

Mafiosi sollen wieder vom Hausarrest ins Gefängnis

APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
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Italiens Justizminister zieht einen umstrittenen Erlass zurück, durch den Hunderte Verbrecher vorrübergehend enthaftet wurden, die angesichts von Corona teils als „Risikofälle" gelten.

376 Mafiosi und Drogendealer haben in den vergangenen Tagen wegen der Coronavirus-Pandemie in Italien überfüllte Strafanstalten verlassen können und wurden unter Hausarrest gestellt. Darunter zählen mehrere ältere Bosse mit Vorerkrankungen, für die die Ansteckungsgefahr wegen Covid-19 in den Strafanstalten besonders hoch ist.

Die Enthaftungen sorgten für heftige Kritik. Jetzt rudert Justizminister Alfonso Bonafede zurück. Nach viel Streit um seinen Erlass kündigte Bonafede an, ihn rückgängig machen zu wollen. Er begründete den Schritt damit, dass die Infektionsgefahr in der aktuellen Phase weniger akut sei. Zu den älteren Mafiosi mit Vorerkrankungen, die das Gefängnis verlassen durften, zählen auch einige zu lebenslänglicher Haft verurteilte Bosse, was Empörung in der Öffentlichkeit auslöste.

Die Pläne Bonafedes wurden von Anti-Mafia-Oberstaatsanwalt Federico Cafiero de Raho begrüßt. Zumindest die gefährlichsten Verbrecher, die in Haft streng isoliert waren, sollten wieder in die Strafanstalten zurückgebracht werden, sagte der Staatsanwalt. Bonafedes Partei, die mitregierende Fünf-Sterne-Bewegung, hatte den Minister vor dem Vorwurf verteidigt, dass er sich von Mafiosi habe beeinflussen lassen. Der Vorwurf sei unannehmbar, sagte Ex-Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio.

Besonders die rechte Lega um Oppositionschef Matteo Salvini hatte gegen Verlegungen von Mafiosi in den Hausarrest protestiert. Salvini bezeichnete den nun erfolgten Regierungsbeschluss als Ergebnis des Drucks von Bürgern und seiner Partei.

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