Mobilität steigt

Coronavirus-Entwicklung in Österreich auf stabil niedrigem Niveau

Corona-Neuansteckungen bleiben stabil niedrig
Corona-Neuansteckungen bleiben stabil niedrigAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Von Samstag auf Sonntag kamen 38 Neuinfektionen dazu. 1262 Menschen im Land sind aktuell am Virus erkrankt, 291 in Krankenhäuser, davon 72 in Intensivbehandlung. Der dritte Öffnungsschritt wird geplant.

Die Situation an Coronavirus-Neuinfektionen in Österreich bewegt sich weiter auf stabil niedrigem Niveau. Von Samstag auf Sonntag kamen 38 Neuinfektionen dazu, bis Sonntag (9.30 Uhr) haben sich jemals 15.871 Personen infiziert. Drei weitere Todesopfer ergeben eine Gesamtzahl von 618. Insgesamt sind 1262 Menschen im Land aktuell am Virus erkrankt, 291 in Krankenhäusern, davon 72 in Intensivbehandlung.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach von einer erfreulichen Entwicklung, diese dürfe aber nicht zu Sorglosigkeit und zu schnellen Öffnungen führen. "Würden wir jetzt innerhalb kürzester Zeit wieder alles zulassen, dann wäre eine zweite Welle nur eine Frage von wenigen Wochen - mit massiven Auswirkungen auf Gesellschaft, Gesundheit und Wirtschaft", sagte Anschober. "Das wollen wir mit aller Kraft vermeiden." Eine gesicherte schrittweise Öffnung und alle zwei Wochen eine weitere Etappe soll auch weiter der Fahrplan lauten.

Die Auswirkungen des zweiten Öffnungsschrittes vom 1. Mai würden in der kommenden Woche abschließend bewerten werden können. "Für die kommende dritte Etappe der Öffnungen am 15. Mai arbeiten wir zusätzlich zur Gastronomie an weiteren Teilbereichen", sagte Anschober. "Nur so können wir mit ruhiger Hand durch die schwerste Pandemie und massivste Krise seit Jahrzehnten steuern. Wir sind auf einem guten Weg, gehen wir diesen Weg gemeinsam weiter, dann können wir gemeinsam erfolgreich sein."

Reproduktionszahl bei 0,81

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sieht die Entwicklung in Österreich auch mit Blick auf die vergangenen beiden Wochen relativ stabil. Die effektive Reproduktionszahl der Coronavirus-Ansteckungen sei demnach vom 24. April bis 6. Mai bei 0,81 gelegen, die Zahl der Neudiagnosen sank täglich um 6,8 Prozent. Auch in Wien sei die Situation offenbar unauffällig.

AGES-Experte Franz Allerberger entwarnte zusätzlich. "Dieses Virus ist nicht so ansteckend, wie manche annehmen", sagte er der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil". So gut wie keine Gefahr sieht der Facharzt für Infektionskrankheiten, auch im Beraterstab der Coronavirus-Taskforce des Gesundheitsministers, bei Aufenthalten an der frischen Luft. Überhaupt sei die Wirkung einzelner Maßnahmen unklar, etwa ob der Lockdown oder das wärmere Wetter die Rückgänge bei Neuinfektionen verursacht habe.

Bezüglich der Wien-Zahlen gibt es aber weiter unterschiedliche Interpretationen, wie am Wochenende mehrere Medien berichteten. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gibt sich aufgrund der im Bundesländer-Vergleich hohen Zahlen in der Bundeshauptstadt besorgt, da mehr als die Hälfte aller Fälle seit Monatsbeginn in Wien aufgetreten sind. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hingegen sieht die Entwicklung langfristiger, und da gingen die Zahlen in der Metropole klar nach unten.

Infektionsrisiko steigt klarerweise

Klar ist, dass das Infektionsrisiko durch ein Mehr an Mobilität steigt. Anonymisierte Bewegungsdaten des Telekomunternehmens A1 und des Grazer Unternehmens Invenium zeigen jedenfalls, dass die Österreicher wieder deutlich mobiler sind. Sie setzen aber kaum auf öffentliche Verkehrsmittel. Die Fraktion der Zuhause-Bleiber nimmt demnach zwar wieder ab, ist aber noch größer als vor der Krise.

Eine von der Wiener Digitalagentur MediaBrothers durchgeführte und von Meinungsforscher Philipp Ikrath begleitete Online-Umfrage hat wiederum ergeben, dass die Österreicher für die Zeit nach Corona im Vergleich zu davor keine zu großen Änderungen in ihren Gewohnheiten und Verhalten anstreben. Die Mehrheit der Befragten möchte demnach in großen Zügen eine Rückkehr in den vor Corona gelebten Alltag. Ein "All-Online-Lifestyle" sei nicht zu erwarten, eher punktuelle Veränderungen in diese Richtung.

Vier Millionen Infizierte weltweit

Jedenfalls scheint Österreich der Nach-Corona-Zeit näher als viele andere Länder. Denn weltweit hat die Zahl der jemals Infizierten am späten Samstagabend (MESZ) die Vier-Millionen-Grenze erreicht, am Sonntagnachmittag waren es schon gut 50.000 mehr Infizierte. Rund 280.000 Menschen sind offiziell bisher an oder mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben, die meisten davon in Europa. Doch da wird es ab Montag vielerorts Lockerungen der Beschränkungen geben, basierend auf sinkenden Infektions- und Todeszahlen.

So soll in Frankreich, Spanien und Belgien nach fast zwei Monaten ein Schritt in Richtung Normalität erfolgen. In Frankreich öffnen rund 400.000 Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen wieder. In Spanien darf rund die Hälfte der Bevölkerung unter strikten Abstandsvorkehrungen wieder auf die Straße. Restaurants sollen für beschränkten Betrieb im Freien öffnen dürfen. Das stark von der Pandemie betroffene Belgien öffnet seine Geschäfte. Restaurants, Bars und Cafes bleiben jedoch weiterhin geschlossen.

Auch in Russland soll trotz massiver Zuwächse am Dienstag das Arbeitsleben in vielen Bereichen wieder starten. Dann endet offiziell die von Kremlchef Wladimir Putin vor mehr als einem Monat angesetzte arbeitsfreie Zeit. In Moskau etwa dürfen Baustellen und Industriebetriebe wieder öffnen. Geschäfte bleiben aber geschlossen. Russland hat ungeachtet der seit mehr als einem Monat gültigen Ausgangssperre bereits knapp 210.000 Infektionen. Der tägliche Anstieg bewegt sich schon seit längerem im fünfstelligen Bereich.

Beunruhigung herrscht in Teilen Asiens. In der chinesischen Stadt Wuhan, dem Ausgangspunkt der Pandemie, wurde die Infektions-Risikostufe im Bezirk Dongxihu von "niedrig" auf "mittel" hinaufgesetzt, nachdem dort die erste Infektion seit 3. April aufgetreten war. In Südkorea wiederum wurde mit 34 neuen Fällen der stärkste Anstieg seit vier Wochen festgestellt. Viele dieser Infektionen dürften in Bars und Nachtclubs aufgetreten sein.

Letztlich wurde von der US-Arzneimittelbehörde FDA erstmals einem Antigentest auf das Coronavirus eine Notfallgenehmigung erteilt. Es handle sich dabei um eine neue Kategorie von Tests, die innerhalb von Minuten Ergebnisse liefern könne. Bei dem Antigentest werden Protein-Fragmente von SARS-CoV-2 aus Nasenabstrichen nachgewiesen. Ein Vorteil dieser Antigentests ist, dass sie sehr schnell Ergebnisse liefern. Allerdings seien sie weniger sensitiv als Gentests, ihnen rutschen also mehr Infektionen durch.

(APA)

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