Kreml-Chef Putin in Zeiten der Pandemie: Videokonferenz mit Regierungsmitgliedern.
Covid-19

Der verängstigte starke Mann

Russlands Präsident Putin hat in der Coronakrise versagt. Nun delegiert er die Verantwortung – und offenbart einen versteckten Charakterzug.

Da war er wieder, für einen Moment, der energische Putin. Jener Putin, der die Hand zur Faust ballt und auf den Tisch haut. Am Ende der 40-minütigen Krisensitzung mit hohen Beamten wandte sich der Kreml-Chef an das TV-Publikum. Nur ein Teil der versprochenen Zulagen für das Medizinpersonal in der Coronakrise sei real ausgezahlt worden. 56.000 Menschen hätten seinen Daten zufolge die Boni bekommen, „weniger als die Hälfte derer, denen es zustehen würde. Dabei sind die Mittel schon an die Regionen überwiesen worden.“ Bis in vier Tagen sei die Auszahlung zu erledigen. „Ich persönlich werde das in jeder einzelnen Region überprüfen“, drohte er.

Selten hat man Putin in letzter Zeit so aufgeweckt gesehen wie bei seiner jüngsten, sechsten Videobotschaft aus seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo am Rande Moskaus. Dort lebt und arbeitet er isoliert in Zeiten der Pandemie. Schon war in russischen Medien von Putins „Bunker“ die Rede. In den vergangenen Wochen wirkte der Kreml-Chef antriebslos. Man sah ihn als paternalistisch-besorgten Landesvater, der vor klaren Ansagen zurückschreckte und die Russen mahnte: „Den Vorsichtigen beschützt Gott.“ Wenn Putin etwas entscheidet, dann übernimmt er nicht die Verantwortung. Just am Tag mit einer Rekordzahl an Neuinfektionen stellte er den „schrittweisen Ausstieg aus den Beschränkungen“ in Aussicht.

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