Die wichtigsten Punkte der US-Finanzreform

Nancy Pelosi, Barney Frank
Nancy Pelosi, Barney Frank(c) AP (Drew Angerer)
  • Drucken

Der US-Kongress hat eine grundlegende Reform des Finanzmarktes beschlossen. Die Regierung erhält darin größere Befugnisse zur Regulierung der Märkte.

Knapp zwei Jahre nach der Finanzkrise an der Wall Street soll eine Wiederholung des Beinahe-Zusammenbruchs des US-Finanzsystems verhindert werden. Kernpunkte des Gesetzes sind:

  • Stärkere Überwachung des Finanzsystems

Ein zehn Mitglieder umfassender Rat der Regulatoren unter Leitung des Finanzministers soll das Finanzsystem ständig auf mögliche Gefahren hin überwachen und seine Stabilität garantieren. Er entscheidet auch, welche Firmem so groß sind, dass ihr Zusammenbruch das Finanzsystem gefährden würde ("too big to fail"). Diese Firmen werden dann härteren Auflagen unterworfen. Strauchelt eine solche Firma, dann kann die Regierung sie auflösen. Den Fall, dass Firmen zu groß sind, um eine Pleite zuzulassen, soll es nicht mehr geben. Die Kosten für eine solche Insolvenz werden auf die anderen Firmen der betreffenden Branche umgelegt. Der Rat kann auch neue Regeln außer Kraft setzen, die die neue Verbraucherschutzbehörde vorschlägt.

  • Besserer Verbraucherschutz

Die neue Verbraucherschutzbehörde ist bei der US-Notenbank angesiedelt und soll die Konsumenten vor unfairen Finanzprodukten schützen. Sie überprüft alle Finanzprodukte, die für den Endverbraucher bestimmt sind, wie Hypothekenkredite, Kreditkarten und kurzfristige Kredite, ausgenommen sind nur Angebote von Autohändlern und Pfandleihern. Derzeit ist der Verbraucherschutz auf mehrere Bankaufsichten verteilt

  • US-Notenbank

Die Fed soll künftig die großen und vielfältig verflochtenen Firmen kontrollieren, deren Zusammenbruch das Finanzsystem gefährden würde. Diese Firmen werden von dem neuen Rat der Regulatoren benannt. Gleichzeitig werden die Beziehungen der Fed zu den Banken in den USA vom Government Accountability Office (GAO), einer Art Bundesrechnungshof, stärker kontrolliert, um mehr Transparenz sicherzustellen.

  • Kontrolle des Derivatehandels

Derivate sind Finanzinstrumente, die von einem zugrunde gelegten Basiswert abgeleitet werden. Der für die Banken lukrative Derivatehandel, der als eine der Ursachen für die Finanzkrise gilt, wird nun stärker kontrolliert. Weiter gehandelt werden können Derivate auf der Basis von Zinsen, Wechselkursen, Gold und Silber. Riskantere Produkte können nicht mehr von den Banken gehandelt werden, sondern nur von gesonderten Firmen mit getrennten Finanzen.

  • Einschränkungen für Banken

Gesellschaften, die Banken besitzen, dürfen keine spekulativen Wetten für ihren eigenen Gewinn abschließen. Das ursprünglich vorgesehene völlige Verbot von Investitionen in Private Equity und Hedgefonds wurde etwas zurückgeschraubt. Jetzt dürfen Banken bis zu 3 Prozent ihres Kapitals in Private Equity und Hedgefonds investieren.

  • Immobilienkredite

Die Kreditgeber müssen sicherstellen, dass sich die Käufer den Kredit auch finanziell leisten können. Bei Krediten mit variablem Zinssatz müssen die Kreditgeber offenlegen, welche höchstmöglichen Kosten auf den Kreditnehmer zukommen können.

  • Ratingagenturen

Diese können künftig für Verluste von Investoren, die auf der Grundlage von unverantwortlichen Empfehlungen entstanden, zur Rechenschaft gezogen werden. Die Agenturen müssen sich bei der Börsenaufsicht SEC registrieren lassen. Die Aufsichtsbehörden werden die Agenturen auch stärker auf mögliche Interessenskonflikte hin überprüfen.

  • Hedgefonds

Hedgefonds, private Beteiligungsgesellschaften und ihre Berater müssen sich künftig bei der US-Börsenaufsicht registrieren lassen. Auch sie unterstehen künftig der Aufsicht durch den Rat zur Sicherung der Finanzstabilität.

  • Rechte der Aktionäre

Die Aktionäre eines Unternehmens können künftig unverbindlich über Empfehlungen für die Bezüge der Manager abstimmen. Die Gesellschaften dürfen diese Empfehlung aber ignorieren. Die US-Notenbank legt ebenfalls Leitlinien dafür fest. Sie soll auch sicherstellen, dass Vorstandsbezüge nicht so gestaltet sind, dass sie zu risikoreichem Vorgehen verleiten.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Real estate agents say beachfront property sales have come to a stop since the Deepwater Horizon oil
International

US-Banken pfänden so viele Eigenheime wie nie zuvor

US-Banken haben im zweiten Quartal 2010 die Kontrolle über fast 270.000 Häuser und Wohnungen übernommen - um 38 Prozent mehr als im Vorjahr. "Die Bedingungen haben sich nicht geändert", sagt ein Immobilien-Experte.
Misere Arbeitsmarkt
International

USA: Misere auf dem Arbeitsmarkt

Nach schweren Geburtswehen hat die Finanzreform im Senat endlich die letzte Hürde in ihrem Hindernislauf genommen. Doch hohe Arbeitslosenrate und schleppender Aufschwung machen Obama zu schaffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.