Islamische Glaubensgemeinschaft: Versäumnisse im Umgang mit Frauen

IGGÖ-Präsident Ümit Vural räumt Versäumnisse im Umgang mit Frauen ein.
IGGÖ-Präsident Ümit Vural räumt Versäumnisse im Umgang mit Frauen ein.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach dem Rücktritt der Frauensprecherin der IGGÖ verspricht Präsident Ümit Vural mehr Posten für Frauen und mahnt die Mitglieder zu mehr Frauen in Leitungsfunktionen und Moscheen.

In der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ist eine Debatte über die mangelnde Beteiligung von Frauen ausgebrochen. Eine Debatte, die so große Wellen schlägt, dass sich Präsident Ümit Vural in seiner wöchentlichen Videobotschaft schuldbewusst zeigt und Reformen verspricht - und eine stärkere Beteiligung von Frauen in der IGGÖ.

Hintergrund ist der Rücktritt der bisherigen Frauensprecherin, Fatma Akay-Türker, die am vergangenen Wochenende ihre Funktion im Obersten Rat der IGGÖ zurücklegte. Sie habe festgestellt, sagte sie in einem Interview mit dem „Standard“, „dass die Interessen der muslimischen Frauen kaum wahrgenommen werden. Ich konnte mit diesem abwertenden Verhalten nicht umgehen, dass die muslimischen Frauen in verschiedenen Moscheen nur im Hintergrund einen Platz haben und keine ausreichende Anerkennung finden.“ Gleichzeitig klagte sie über das traditionelle Frauenbild, das in der IGGÖ vorherrsche.

„Frauen immer noch unterrepräsentiert"

Vural reagiert nach dem Rücktritt der einzigen Frau im Obersten Rat mit einem Schuldeingeständnis: „Eines lässt sich nicht leugnen: In den politischen Entscheidungsgremien unserer Glaubensgemeinschaft sind Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Die Gleichbehandlung von Frauen in unseren Reihen ist bei weitem noch nicht verwirklicht.“ Mit diesem Vorhaben sei er aber angetreten, nämlich die gleichwertige Beteiligung und Sichtbarkeit von Frauen und Männern in allen Bereichen zu fordern und zu fördern.

Und er kündigt deshalb auch Reformen an: „Was verpasst wurde, gilt es nun nachzuholen.“ Konkret plant er, bis zur nächsten Sitzung des Schurarats, quasi des Parlaments der IGGÖ, weitere Posten im Obersten Rat, quasi der Regierung, freizumachen. Das könne aber nur ein erster Schritt sein, so Vural. Man werde auch eine Arbeitsgruppe einrichten, in der die Geschlechterverhältnisse in der IGGÖ evaluiert und konkrete Maßnahmen entwickelt werden sollen.

Mahnung „an die Herren in der IGGÖ"

Vural nützt seine Videobotschaft auch zu einer Mahnung „an die Herren in der IGGÖ": „Geschlechterungleichheit ist eine Tatsache, die in unserer Gemeinschaft noch nicht überwunden ist.“ Man müsse daher mehr Frauen in der Leitung und Administration einsetzen. Denn, so Vural, „wir dürfen uns nicht weiter der Hälfte unseres Potenzials berauben“.

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