Wenn ich unseren Umgang mit der Pandemie mit anderen Ländern vergleiche, empfinde ich nicht national, aber irgendwie patriotisch.
Seit drei Monaten werden wir mit nationalen Statistiken konfrontiert. Täglich vergleichen die Medien, wie unterschiedlich die einzelnen Länder mit dem Wert des Lebens umgehen. Fragt man sich nach den verschiedenen Strategien, leben rasch Stereotype auf: Die Deutschen sind gründlich, die Italiener sollen endlich ihre Hausaufgaben machen, die Briten sind stoisch, die Amerikaner kraftmeiern sorglos, und weiter weg gibt es asiatische Überwachungsfreaks.
Irgendwie erinnert das an die „Steirische Völkertafel“. Diese stellte Anfang des 18. Jahrhunderts tabellarisch die vermeintlichen Merkmale von Völkern zusammen: Man sah leichtsinnige Franzosen, stolze Spanier, unverlässliche Türken und Russen, die die Knute lieben. Die Österreicher fielen unter „die Deutschen“. Spätestens seit Corona stimmt das nicht mehr: Schaltet man um 20 Uhr vom ORF zu den Nachrichten der ARD, reibt man sich die Augen. Wir, die „ostmärkischen Schlappschwänze“, so nannte uns die Nazi-Propaganda, reagierten um Tage schneller als der große Nachbar. Ich schreibe das mit patriotischer Genugtuung. Die Ösis besser als die Deutschen. Corona ist unser Cordoba.