Tirol

"Luder"-Sager von ÖVP-Landesrat: Grüne sprechen Felipe Vertrauen aus

Ingrid Felipe stand neben Josef Geisler, als der "Luder"-Sager fiel.
Ingrid Felipe stand neben Josef Geisler, als der "Luder"-Sager fiel.APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Die Vorstandssitzung der Tiroler Grünen verlief offenbar ohne Personaldebatte. Der Umgang der Landeschefin Felipe mit der Causa um das Zitat des ÖVP-Landesrats war teilweise kritisiert worden.

Die "Widerwärtiges Luder"-Causa rund um ihren ÖVP-Regierungskollegen Josef Geisler hat die parteiintern in die Kritik geratene grüne Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe nicht zu Fall gebracht. Eine mehrstündige, per Videokonferenz abgehaltene Parteivorstandssitzung verlief Dienstagabend offenbar ohne Personaldebatte.

"Entgegen mancher Spekulation" sei die Sitzung, an der auch Felipe teilnahm, "auf inhaltliche Wortmeldungen konzentriert verlaufen", hieß es seitens der Partei in einer Aussendung. Von einer "quicklebendigen und nach vorne gerichteten Diskussion" war die Rede. "Wer glaubt, dass der Grüne Teamgeist Schaden nimmt, weil ein ÖVP Politiker eine sexistische Aussage tätigt, irrt gewaltig", erklärte Landessprecher Christian Altenweisl.

Über "Sexismus und strukturelle Frauenfeindlichkeit" in Tirol wollen die Grünen aber weiter diskutieren. Diese inhaltliche Debatte stehe erst am Beginn, wurde nach der Sitzung des zehnköpfigen Gremiums verlautet. "Was vorgefallen ist und was dahinter steckt, gehört auf die Titelseiten der Zeitungen. Reden wir über Sexismus in der Gesellschaft und über die Strukturen, die all die Beleidigungen und Erniedrigungen decken", so Altenweisl. Frau sein sei in Tirol auch im Jahr 2020 all zu oft begleitet von Diskriminierung und struktureller Gewalt: "Trotz aller Verbesserungen, die in den letzten Jahren erreicht wurden. Darüber werden wir viel intern wie öffentlich diskutieren".

Der Unmut über die Causa sei in ganz Österreich nach wie vor riesig. Die Kritik komme aus allen Parteilagern. Bei den Grünen sei die Debatte "selbstverständlich" nochmals intensiver. "Ich kann den Unmut nur zu gut verstehen", meinte der Landessprecher.

Die parteiintern ohnehin nicht unumstrittene Felipe hat die Causa Geisler und die daraufhin entbrannte Debatte somit - zumindest vorerst - unbeschadet überstanden. Zuletzt hatte es intern massive Kritik am Handling der Causa durch die grüne Frontfrau und die Parteispitze gegeben. Auch eine in der Vorwoche gemeinsam mit der ÖVP im Koalitionsausschuss erarbeitete Erklärung erregte heftigen grünen Unmut.

Die Landeshauptmannstellvertreterin, die zusammen mit ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter Schwarz-Grün in Tirol seit 2013 vorsteht, war auch wegen ihrer "Definition" von Feminismus in die Kritik geraten. Zu diesem gehöre - gemünzt auf Geisler - auch "Versöhnlichkeit", meinte Felipe - was prompt zu Verärgerung bei Parteifreundinnen führte.

(APA)

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