Digitalisierungspaket

Tablets, Laptops und Glasfaserausbau für Unterstufe

Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck, Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz (alle dre ÖVP, v.l.n.r.) beim Besuch einer HAK in Wien-Speising..
Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck, Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundeskanzler Sebastian Kurz (alle dre ÖVP, v.l.n.r.) beim Besuch einer HAK in Wien-Speising..(c) APA/BKA/DRAGAN TATIC
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Am Mittwoch präsentierte die Regierungsspitze ein schon vor Ibiza-Zeiten geplantes Millionen-Paket, das die „Digitalisierungsreform der Schule“ auf den Weg bringen soll. Tablets und Laptops für Schüler und Lehrer, einheitliche Lernplattformen sowie eine bessere Infrastruktur sind die Kernpunkte.

Anders als in den vergangenen Wochen hatten Bundeskanzler Sebastian Kurz, Bildungsminister Heinz Faßmann und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck (alle drei ÖVP) an diesem Mittwoch nicht in das Bundeskanzleramt, sondern in eine HAK in der Speisinger Maygasse geladen. Auf dem Programm stand diesmal nämlich keine weitere Coronamaßnahme, sondern die Verkündigung eines neuen Digitalisierungspakets für die Schulen, das im Zuge des „Masterplans für die Digitalisierung“ eigentlich schon lange vor Corona angekündigt worden war.

Von einer „sehr bewegten Zeit“, sprach Kanzler Kurz zu Beginn der Pressekonferenz, die nun hinter Schülern, Lehrern und Eltern liege, nachdem die Coronakrise sie gezwungen hatte, auf Home-Schooling und Distance-Learning umzustellen. Die Krise habe deutlich aufgezeigt, dass die Digitalisierung „stärker an der Schule stattfinden“ müsse. Mit einem Verweis auf Bruno Kreiskys Schulbuchaktion, die den Zugang zu Bildung barrierefreier gemacht habe, sei es nun an der Zeit, die Schüler mit entsprechenden Materialen des 21. Jahrhunderts auszustatten. Das Paket, das am Mittwoch präsentiert wurde, umfasst 200 Millionen Euro und soll dazu beitragen, dass „noch mehr junge Menschen in IT-Berufe strömen“, wie Kurz betonte. Bildungsminister Faßmann stellte einen Acht-Punkte-Plan vor, der die „Digitalisierungsreform“ der Schule sicher stellen soll, wie der Minister sagte.

Laptops und Tablets für Schüler

Den „Schwung“ und das „Aha-Erlebnis“ der Coronakrise, nämlich dass Distance-Learning funktioniere, wolle man nutzen, um den „nächsten Schritt“ zu gehen, sagte Faßmann. Der ihm zufolge „auffälligste Punkt“ im Paket ist die Ausstattung ab dem Schuljahr 2021/22 der 5. und 6. Schulstufe, also der 10- bis 12-Jährigen, mit digitalen Endgeräten wie Laptops und Tablets. Diese sollen den Schülern übergeben und auch über die Sommermonate für den privaten Gebrauch genutzt werden können. Ein Teil der Finanzierung, bis zu 25 Prozent, soll dabei „privat und sozial gestaffelt“ erfolgen. In den Jahren darauf soll jede 5. Klasse der Sekundarstufe I neue Endgeräte erhalten. Nach vier Jahren soll damit die gesamte Unterstufe in Neuen Mittelschulen (NMS) sowie Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) schließlich ein Endgerät besitzen. Auch Lehrer sollen schrittweise entsprechende Geräte bekommen.

Um ein solches zu erhalten, sollen Schulen im Sommersemester 2021 zunächst Digitalisierungskonzepte einreichen, in denen sie darlegen müssen, wie und wofür die Endgeräte eingesetzt würden. Zudem müsse sich jeder Standort für einen Typus eines Endgerätes entscheiden, um Wartungskosten gering zu halten.

„Wie das gratis Schulbuch soziale Barrieren ausgeräumt hat, wird das Tablet ein Lernwerkzeug“ und „neue pädagogische Realität“ sein, sagte Faßmann. Aber: „Wir geben damit weder das Schulbuch noch die Schreibschrift auf.“ Ziel sei es, den Schülern eine „neue Kulturkompetenz mit digitalen Medien“ beizubringen. Die Präsenzlehre könne damit künftig mit Distance-Learning „gemischt“ werden. Nach dem Motto eines „umgedrehten Klassenzimmers“: „Zu Hause lernen, in der Klasse darüber sprechen.“ Ob eine Art Home-Office für Schüler dabei denkbar sei, ließ Faßmann vorerst offen, da er bei diesem Punkt die Wünsche der Schulen „nicht vorwegnehmen“ möchte.

Digitale Lernplattform, Apps und Eduthek

Derzeit gibt es an vielen Schulen eine Fülle an unterschiedlichen Lern- und Kommunikationsplattformen. Das Portal „Digitale Schule“ soll nun die Kommunikation zwischen Schülern, Lehrern und Eltern verbessern und mit Beginn 2020/21 zur Verfügung stehen. Diese integriert künftig alle Anwendungen (wie digitale Notenverwaltung, Kommunikation und Klassenbuch) unter einer ID bzw. einem Passwort. Faßmann sei sich dabei zwar schmunzelnd „nicht sicher, ob alle Schüler davon begeistert sein werden“, wenn Eltern und Lehrer jederzeit miteinander kommunizieren könnten, doch würde damit auch auf die Beschwerden von Eltern eingegangen, dass es an einer Schule derzeit mitunter mehrere Plattformen nebeneinander gebe.

Für die zahlreichen Lern-Apps, die es nun am Markt gebe, wolle man ein Gütesiegel kreieren, um „gutes“ von „nicht so gutem Material“ zu unterscheiden. Auch die Inhalte der Eduthek sollen noch besser „sortiert“ und „kategorisiert“ werden.

Fortbildung für Lehrende und Ausbau der Infrastruktur

Ab August gibt es bei der Lehrendenfortbildung nun Massive Open Online Courses (MOOC). Diese kurzen, digitalen Sequenzen werden mit den Pädagogischen Hochschulen akkordiert und von „filmaffinen Künstlern“ produziert. Im Fokus liege Faßmann zufolge jedenfalls „Qualität“.

Ein Ausbau der digitalen Infrastruktur steht ebenfalls bevor: So sollen die Bundesschulen flächendeckend mit Breitbandanbindungen und Glasfasernetze ausgestattet werden. 65 Prozent der Bundesschulen würden derzeit bereits darüber verfügen, 55 Prozent hätten zumindest Wlan. 60 weitere Schulen sollen noch „in diesem Jahr“ aufgerüstet werden, eine flächendeckende Glasfaser-Ausstattung wird bis 2023 angepeilt. Die zusätzlichen Investitionen in diesem Bereich sollen eine „wesentliche Verbesserung“ bewirken.

Das durch die Fülle der Maßnahmen angestrebte „digitale Klassenzimmer“ sei demnach die „Eintrittskarte für ein erfolgreiches und spannendes Berufsleben“, kommentierte Digitalisierungsministerin Schramböck die gemeinsamen Investititionen von Bildungs- und Digitalisierungsministerium. Als „Arbeiterkind“ seien ihr die 20.000 neuen Arbeitsplätzen pro Jahr ein Anliegen, die durch die Digitalisierung geschafft würden. „Wir wissen definitiv, wohin wir wollen“, resümierte Faßmann mit einem Qualtinger-Zitat, bevor sich die beiden Minister und der Kanzler auf den Weg in eine Schulklasse machten, um diese im Unterricht zu besuchen. „Endlich.“

Kritik aus der Opposition

„Verärgert“ reagierte SPÖ-Bildungssprechern Sonja Hammerschmid in einer Aussendung auf die Digitalisierungspläne der Regierung. Faßmann habe bei der Umsetzung vier Jahre „verschlafen“, außerdem würden nicht alle Schulen und Schüler mit Endgeräten ausgestattet werden, sondern nur ausgewählte. Kritik übt sie auch die Verweise auf Ex-SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky und dessen Einführung des Gratis-Schulbuchs auf. Tablet bzw. Laptop müssten als Lernwerkzeuge so wie Schulbücher kostenlos sein.

Als „Farce“ bezeichnete FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl den Digitalisierungsplan. Vor allem über den Ausbau von Breitband und verbesserten Wlan-Verbindungen werde seit Jahren gesprochen, doch „nichts ist passiert. Hier ist der Handlungsbedarf schon längst überfällig gewesen“, erklärte Brückl per Aussendung. „Den vielgepriesenen Meilenstein kann ich den angekündigten Vorhaben nicht entnehmen. Dafür sind sie zu unklar und stellen leider nur einen Tropfen auf den heißen Stein unseres Bildungssystems dar.

Für die Neos hat die Regierung nur „längst überfällige Hausaufgaben erledigt, die sie bisher verschlafen hat“. Eine „echte Bildungsrevolution ist das nicht“, wiurde Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre in einer Aussendung zitiert. Am meisten störe sie, dass die Finanzierungsdetails erst erarbeitet würden. „Die genaue Ausgestaltung der sozialen Staffelung“ sei jedoch „kein Detail, sondern die entscheidende Frage für viele Familien.“

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