Militärische Lage

Fast täglich Luftzwischenfälle zwischen Japan und China

Japanisches Verteidigungsministerium
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Jäger müssten teils mehrmals pro Tag chinesische Militärflugzeuge abfangen, sagt Japans Verteidigungsminister Kono. Zuletzt habe man  sogar ein chinesisches U-Boot nahe einer Insel vor Südjapan entdeckt.

Dass China seine militärischen Aktivitäten im weiten Umfeld vor dem Hintergrund der Coronapandemie massiv verstärkt hat, wurde nun erneut bestätigt - diesmal durch eine Aussage des japanischen Verteidigungsministers Taro Kono. Diesem zufolge müssten Kampfflugzeuge seit geraumer Zeit praktisch täglich aufsteigen, um chinesische Militärflugzeuge abzufangen, die sich japanischem Luftraum nähern oder bereits in diesen eingedrungen sind.

„Unsere Jäger müssen fast jeden Tag zu Alarmstarts Richtung Ostchinesisches Meer aufsteigen", sagte der 57-Jährige, der 2017 bis 2019 Außenminister gewesen war, am Donnerstag vor internationalen Journalisten in Tokio. Manchmal gebe es mehrere Alarmstarts am Tag.

Im April hatte es geheißen, dass japanische Jets im Lauf eines Jahres (seit 1. Aril 2019) in rund 950 Einsätzen aufstiegen, um fremde Flugzeuge abzufangen. Der Großteil davon - 675 - richtete sich gegen Chinesen, die zweithöchste Zahl solcher Vorfälle seit 1958.

Japanische Streitkräfte

Zusätzlich bereiteten chinesische Kriegsschiffe wachsende Probleme: „Schiffe mit Kanonen versuchen andauernd, in unsere Territorialgewässer einzudringen. Unsere Küstenwache macht zusätzlich bei den Senkaku-Inseln einen guten Job", sagte Kono. Bei Letzteren handelt es sich um eine unbewohnte Gruppe felsiger Inseln fernab der japanischen Hauptinseln; sie liegen nur etwa 170 Kilometer von Taiwan und rund 330 Kilometer von der Küste Chinas entfernt und werden von diesen Staaten auch unter dem Namen „Diaoyutai" bzw. „Diaoyu Dao" beansprucht.

Überdies sei am 18. Juni ein chinesisches U-Boot nahe der Insel Amami-Oshima entdeckt worden, also mitten in japanischen Hoheitsgewässern, denn diese Insel liegt zwischen der Hauptinsel Kyushu im Norden und Okinawa im Süden.

APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

„Wir berichten normalerweise nicht über fremde U-Boot-Aktivitäten", betonte der Minister; was auch Sinn macht, denn man will den Gegner über die eigenen Erkenntnisse und Fähigkeiten im Unklaren lassen. In diesem Fall aber habe man es für angebracht gehalten, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was sich in der Gegend so tut.

Die Lage der Insel Amami Oshima:

Japan, China, Taiwan und Südkorea haben überlappende Interessenszonen im Ostchinesischen Meer, wobei es vor allem um maritime Ressourcen und Bodenschätze geht, etwa Erdgas. Versuche, die jeweiligen Ausschließlichen Wirtschaftszonen sauber voneinander abzugrenzen, sind bisher gescheitert.

Kono wies darauf hin, dass sich die Kluft zwischen den Streitkräften Chinas und Japans immer weiter zu Gunsten Pekings vergrößere. Tatsächlich betreibt China ein viel größeres Rüstungsprogramm als Japan, das zusätzlich durch seine „pazifistische" Verfassung eingehegt ist. Seit langem neigt sich die Machtbalance klar gegen Japan: So hat etwa Japans Marine 51 große Kriegsschiffe im engeren Sinn und 20 U-Boote, China etwa 170 große Schiffe und 80 U-Boote inklusive sieben strategischer mit Atomwaffen.

MICHAEL RUSSELL/AFP

Und während Chinas Luftwaffe mehr als 1700 Kampfflugzeuge im engeren Sinn betreibt, waren es bei den Japanern zuletzt nur etwa 300. Japans Armee ist mit rund 150.000 Mann aktiv ein Zwerg gegenüber jener Chinas (rund eine Million Mann, die genaue Zahl ist unbekannt und fließend).

Brisante Lage im Südchinesischen Meer

In den vergangenen Monaten hatte es viele Berichte über militärische Aktivitäten Chinas auch im Südchinesischen Meer gegeben, wo es Konflikte mit Vietnam, den Philippinen, Taiwan, Brunei, Malaysia und seit einiger Zeit sogar mit dem fernen Indonesien gibt.

Chinesische Aufklärungsschiffe fuhren in oder in die Nähe fremder Anspruchszonen dort, in einem Fall wurde im April ein vietnamesischer Fischkutter versenkt. Seit Jahren baut China in dem Seegebiet Riffe und Sandbänke zu regelrechten Stützpunkten aus und zieht um diese herum neue Seegrenzen. Dagegen lassen die USA, aber auch etwa Großbritannien und Australien demonstrativ eigene Kriegsschiffe das Südchinesische Meer passieren, um das Recht auf Schifffahrtsfreiheit zu demonstrieren.

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