Verleumdungsprozess

Johnny Depp ist "kein Ehefrauen-Schläger"

(c) APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS (DANIEL LEAL-OLIVAS)
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Der Verleumdungsprozess gegen „The Sun“ brachte auch viele unrühmliche Details der Beziehung zwischen dem Schauspieler und Amber Heard zu Tage. Das Ex-Paar bezichtigt sich gegenseitig der Gewalttätigkeit.

Unter großem Medieninteresse hat am Dienstag in London der Verleumdungsprozess von Hollywoodstar Johnny Depp gegen die britische Zeitung "The Sun" und ihren Verlag NGN begonnen. Der US-Schauspieler hatte die Zeitung wegen eines Artikels aus dem Jahr 2018 verklagt, in dem es hieß, er habe seine Ex-Frau Amber Heard misshandelt.

Sowohl Depp als auch Heard nahmen am ersten Prozesstag teil, an dem bereits erste Details aus der Beziehung zur Sprache kamen. In dem Verfahren geht es um einen Artikel der "Sun" aus dem Jahr 2018, in dem Chefredakteur Dan Wootton Joanne K. Rowling dafür kritisiert, dass sie dem "Ehefrauen-Schläger" (wife beater) Depp eine Rolle in der Filmreihe "Phantastische Tierwesen" gegeben habe. Der Artikel bezieht sich auf eine Reihe von Heards Aussagen zu Depps gewalttätigem Verhalten.

Der 57-jährige "Fluch der Karibik"-Star weist die Vorwürfe vehement zurück. Er beschuldigte seine 34-jährige Ex-Frau, der "aggressive Teil" in ihrer konfliktreichen Beziehung gewesen zu sein. Depp verklagte NGN und Wootton wegen Diffamierung; der Artikel habe seinem "persönlichen und beruflichen Ansehen" schwer geschadet. In den USA hat er ein separates Verleumdungsverfahren gegen seine Ex-Frau angestrengt.

In einer dem Gericht vorgelegten Zeugenaussage bestritt Depp, in seinem Leben jemals Heard oder irgendeine andere Frau geschlagen zu haben. Die Ablehnung jeglicher Gewalt gegenüber Frauen sei ein "starker und zentraler Teil" seines Moralkodex, weil er selbst als junger Mensch Zeuge häuslicher Gewalt geworden sei.

Ex-Frau sei „berechnend“ und „soziopathisch“

Depps Anwaltsteam hatte zuvor "Handgreiflichkeiten" zwischen dem Paar eingeräumt, aber darauf bestanden, dass diese von Heard ausgegangen seien. Gelegentlich habe sich Depp gegen ihre Gewalttätigkeiten verteidigen müssen, erklärte Anwalt David Sherborne. Er betonte, Depp sei "kein Frauenschläger und war es auch nie".

Depp attestierte seiner Ex-Frau, "berechnend", "soziopathisch" und "eine Narzisstin" zu sein. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe ein Vorfall im Mai 2016. Er habe damals die Scheidung eingereicht, nachdem Heard oder eine ihrer Freundinnen "als Streich" ins Ehebett defäkiert habe.

Bei Heards Vorwürfen handle es sich um "komplette Lügen", sagte Depps Anwalt Sherborne. Er wies darauf hin, dass sein Mandant die Behauptungen bereits vor dem Erscheinen des "Sun"-Artikels öffentlich dementiert habe. Heard warf er vor, immer "extremere und schockierendere Lügen" über Depp verbreitet zu haben. Dabei habe sie die zunehmende Verurteilung von Gewalt gegen Frauen für ihre eigenen Zwecke ausgenutzt.

NGN-Anwältin Sasha Wass wies dagegen auf Depps langjährigen Drogenkonsum hin und zitierte Vorfälle aus seiner Vergangenheit wie etwa die Verwüstung eines New Yorker Hotelzimmers, die seinen Hang zu Jähzorn zeigen sollen.

Scheidungsverfahren mit Schlammschlacht

Depp und Heard hatten sich 2011 während der Dreharbeiten zum Film "The Rum Diary" kennengelernt und 2015 geheiratet. 2016 trennten sie sich wieder. Nach einem von einer Schlammschlacht begleiteten Scheidungsverfahren einigten sie sich schließlich 2017 außergerichtlich. Nun sahen sich die beiden vor dem Londoner Gericht wieder: Depp kam durch den Haupteingang, Heard durch die Hintertür.

Ursprünglich sollte der Prozess bereits im März beginnen, wurde wegen der Corona-Pandemie aber verschoben. Nach Angaben von Richter Andrew Nicol sollen die Anhörungen vorwiegend öffentlich sein, ein kleinerer Teil werde jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Während des rund dreiwöchigen Verfahrens sollten auch Depps ehemalige Partnerinnen Vanessa Paradis und Winona Ryder per Videoschaltung aussagen. Beide hatten Depp bereits gegen Heards Vorwürfe verteidigt. In schriftlichen Erklärungen für die Voranhörungen bezeichnete Paradis ihren langjährigen Freund als "freundlich" und alles andere als gewalttätig.

(APA/AFP)

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