Zum ersten Mal in Russlands Geschichte bringt der Gasexport weniger ein als der Goldexport. Schuld daran sind Preis und Konjunktur. Es gibt aber noch einen anderen Grund.
Just an dem Tag, an dem der russische und weltweit größte Gaskonzern, Gazprom, gestern sein Geschäftsergebnis für das erste Quartal 2020 bekannt gab, warteten die Zentralbank und das Zollamt mit Zahlen auf, die eine wahre Sensation enthielten. Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat Russland mehr Geld durch den Export von Gold als durch den von Gas verdient. Die Zahlen betreffen das eben abgelaufene zweite Quartal.
Demnach hat Russland allein im April und Mai 65,4 Tonnen Gold für insgesamt 3,55 Milliarden Dollar exportiert. Im selben Zeitraum wurden mit dem Gasexport 2,4 Mrd. Dollar realisiert. Die volle Statistik steht noch aus. Doch Hochrechnungen der Zentralbank ergeben, dass der Gasexport im Gesamtquartal nur 3,5 Mrd. Dollar eingebracht hat – also weniger als der Goldexport in nur zwei Monaten. Die Daten des Gasexports beziehen sich auf das über Pipelines transportierte Gas, auf das Gazprom das Monopol hat. Parallel dazu findet inzwischen auch Export von Flüssiggas durch Gazprom-Konkurrenten statt, allerdings in noch geringem Ausmaß.
Die russische Statistik spiegelt die Verwerfungen auf den globalen Rohstoffmärkten infolge der Coronakrise und die Bedeutungs- sowie Preissteigerung von Gold als sicherer Anlage wider.