Bombenexplosion

Schwere Kämpfe nach IS-Angriff auf Gefängnis in Afghanistan

Gefechte im Osten des Landes dauerten bis am Montagnachmittag an. Zahlreiche Häftlinge waren entkommen. Fast 40 Tote wurden gemeldet.

Rund 23 Stunden nach einem Überfall der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf ein Gefängnis im Osten Afghanistans sind laut Verteidigungsministerium alle Angreifer getötet worden.
Mindestens 39 Menschen, darunter Zivilisten, Sicherheitskräfte und zehn Angreifer, seien bei der Attacke in der Stadt Jalalabad ums Leben gekommen und 50 weitere verwundet worden, wie örtliche Behördenvertreter mitteilten.

Die Angreifer zündeten am Sonntagabend zunächst eine Autobombe
und stürmten dann die zentrale Haftanstalt in Jalalabad, der
Hauptstadt der Provinz Nangarhar. Die Terrormiliz "Islamischer
Staat" (IS) bekannte sich zu der Attacke.

Ausbrecher wieder eingefangen

Mehr als 1000 Gefangene, die nach dem Angriff aus dem Gefängnis ausbrachen, seien von Spezialkräften wieder festgenommen worden. Die Taliban wiesen jede Verantwortung für den Angriff von sich. Sie hatten für das islamische Opferfest eine landesweite, dreitägige Feuerpause verkündet.

Am Samstag hatte Afghanistans Inlandsgeheimdienst den Tod des
hochrangigen IS-Anführers Assadullah Orokzai verkündet, der von
Spezialkräften in Nangarhars Provinzhauptstadt Jalalabad getötet
worden sei. Im April hatten Spezialkommandos den Anführer des
IS-Ablegers in Afghanistan, Aslam Farouki, festgenommen. Nangarhar
galt einst als Hochburg des IS in Afghanistan, bevor das Land Ende
2019 den militärischen Sieg über die Terroristen verkündet hatte.
Dennoch verübt der IS immer wieder Anschläge im Land.

Konflikt trotz Friedensabkommen

Bereits am Freitag - wenige Stunden vor Beginn einer Waffenruhe
zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung - gab es in der
Zentralprovinz einen schweren Anschlag, zu dem sich zunächst niemand
bekannte. Seit Monaten planen Afghanistans Regierung und die
aufständischen Taliban Friedensgespräche. Doch im Streit übereinen
Gefangenentausch waren diese ins Stocken geraten. Der Konflikt im
Land geht unterdessen weiter.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht einen Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Maßnahme vor und soll den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Laut einem Bericht des UNO-Sicherheitsrats bestehen aber immer noch Verbindungen zu Al-Kaida.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Afghanische Sicherheitskräfte nach den Gefechten um das Gefängnis in Jalalabad.
Afghanistan

Die blutige Botschaft des IS an die Taliban und andere Rivalen

Mit seinem Großangriff auf ein Gefängnis in der ostafghanischen Stadt Jalalabad hat der sogenannte Islamische Staat in der Provinz Khorasan ein weiteres massives Lebenszeichen von sich gegeben. Der IS-Ableger in Afghanistan will jede Friedenslösung für das Land hintertreiben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.