Bis in die 1950er verboten die US-Besatzer in Japan, die Atombombenabwürfe zu erwähnen. In Sachen „friedliche Nutzung der Kernenergie“ dagegen zog dank US-Propaganda bald Euphorie ein. Was Walt Disney mit Fukushima und dem Hiroshima-Überlebenden Hiroshi Kato verbindet.
Am 9. November 2019 ist Hiroshi Kato 93-jährig im Kreis seiner Familie nahe Nagoya gestorben. Der alte Mann war ein Überlebender des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Ich erfahre die Nachricht von Yui, seiner Enkelin. Bald wollten wir uns noch einmal treffen. Doch bei meinem Japanbesuch zu Weihnachten 2019 kann ich seiner Witwe, seinem Sohn, seiner Tochter und Yui nur mehr kondolieren. Was uns die Trauer erleichtert, ist das Wissen um die Intensität seiner letzten Jahre – und um kostbare gemeinsame Momente.
Yui hat ihn auf seiner Reise an die äußeren und inneren Schauplätze seines Hiroshima begleitet. Erstmals nach Jahrzehnten konnte er die grauenvollen Bilder aus sich herausholen. Mit dem Satz „Ich möchte mit dir nach Hiroshima fahren!“ begann die Reise von Großvater und Enkelin. Ein wenig früher hatte eine Lehrveranstaltung über Robert Jungk und Hiroshima an der städtischen Universität Nagoya, die ich als Gastlektorin abhielt, Yui dazu motiviert, nachzufragen und zuzuhören. Fünf Jahre sollten Yui noch bleiben, die Geschichte ihres Großvaters zu dokumentieren.