Spektakuläre Festnahme in Hongkong: Der Zeitungsverleger Jimmy Lai unterstützt die Protestbewegung und kritisierte unverblümt die Pekinger Führung.
Analyse

Das Ende der Pressefreiheit in Hongkong

Ein schwerer Schlag gegen den unabhängigen Journalismus in Hongkong: Der Medienmogul Jimmy Lai, ein prominenter Kritiker Pekings, wurde verhaftet.

Peking. Die meisten Geschäftstycoons der Finanzmetropole sind stumm geblieben angesichts der zunehmenden Unterdrückungsmaßnahmen des autoritären Regimes in Peking. Zu groß ist die Angst vor wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen. Jimmy Lai hingegen nannte die Dinge stets beim Namen: Xi Jinping bezeichnete er als Diktator, Hongkongs Protestbewegung unterstützte er mit voller Leidenschaft. Regelmäßig zog er in erster Reihe mit den schwarz gekleideten Demokratieaktivisten auf die Straße.

Nun wurde der Medienmogul verhaftet, genau wie zwei seiner Söhne und mehrere Mitarbeiter seiner Zeitung „Apple Daily“ sowie die bekannte Aktivistin Agens Chow. Vorgeworfen wird Lai eine Verschwörung mit ausländischen Mächten – ein Strafbestand auf Grundlage des umstrittenen Nationalen Sicherheitsgesetzes, das Peking im Juli der Bevölkerung Hongkongs aufgezwungen hat. Auf Twitter sind dystopische Fotos der Razzia in Lais Büro zu sehen: Fast zweihundert uniformierte Polizisten stürmten die Räumlichkeiten von „Apple Daily“.

Schon seit Jahren diffamiert

Amnesty International wertet Lais Festnahme als Angriff auf die Pressefreiheit: „Die Anklage der Behörden – bisher ohne Erklärung – verdeutlicht, wie das vage Nationale Sicherheitsgesetz dazu verwendet werden kann, um Personen mit unterschiedlichen politischen Ansichten zu verfolgen“, sagt Asien-Pazifik-Direktor Nicholas Bequelin.

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