Die Geschichte der Impfskepsis ist so alt wie das Impfen selbst. Auch über Impfzwang wurde schon 200 Jahre vor Corona hitzig diskutiert.
„Bevor die gänzliche Überzeugung nicht vorhanden ist, dass die Vaccination ganz vor den natürlichen Pocken schütze, kann von Seite des Staates nicht zwangsweise vorgegangen werden“, erklärte 1811 Kaiser Franz I. in einer Resolution, mit der er eine allgemeine Impfpflicht gegen die Pocken ablehnte. "Nicht okay und in Wirklichkeit nicht machbar", formulierte Mitte August 2020 Gesundheitsminister Rudolf Anschober salopper, warum er sich eine Zwangsimpfung gegen Corona nicht vorstellen kann. Anders als andere europäische Länder haben verpflichtende Impfungen in Österreich kaum Tradition.
Im Fall der Pocken kam die Impfpflicht freilich doch noch – allerdings erst lange nach Franz I. und zu einem Zeitpunkt, als die Seuche in Österreich längst nicht mehr wütete. Im späten 18. Jahrhundert hatte die Krankheit allein in Europa noch jährlich etwa 400.000 Menschen getötet. Plötzliches Fieber, Schmerzen und Übelkeit plagten die Infizierten, bevor ihre Haut von eitergefüllten Pusteln übersät wurde. Rund jeder Vierte starb, die Überlebenden waren von Narben gezeichnet, manchmal auch blind oder taub geworden.