Der erste Mutter-Kind-Urlaub nach der Trennung: Kinder dürfen nicht vernachlässigt werden.
Scheidungskinder

Trennung: Was fühlt das Kind?

Eltern von Scheidungskindern plagt meist ein schlechtes Gewissen – dabei sind die Kleinen flexibler als die meisten Erwachsenen. Trotzdem muss das Verhalten von Kindern nach einer Trennung genau beobachtet werden. Ein wertschätzendes Verhältnis zwischen den Eltern ist jedenfalls für alle ein Gewinn.

Die Kinder toben zwischen den gepackten Koffern umher, während ihre Mutter im Kopf noch einmal die Urlaubsliste durchgeht. Es ist das erste Mal, dass die 31-Jährige mit den Kleinen allein verreist, seit sie und ihr Mann im vergangenen Spätherbst beschlossen haben, sich zu trennen. Die Nervosität ist hoch, denn vor der Abreise gibt es noch so viel zu tun. Wenn die vierjährige Tochter im Urlaub den ganzen Tag im Wasser spielen will und der Sohn (22 Monate) lieber Sandburgen baut, muss die Mutter einen Kompromiss finden. Sie kann schließlich nicht überall gleichzeitig sein. Mit dem Exmann besteht geteiltes Sorgerecht: Er betreut Marlene und Benjamin jeden zweiten Donnerstag bis Sonntag, in den Ferien übernimmt der Vater die Kinder zur Hälfte.

»Schon sehr kleine Kinder saugen Stimmungen in der Familie auf wie ein Schwamm.«

Die beiden haben sich mittlerweile an den neuen Alltag gewöhnt. Das Verhältnis der Eltern ist ein wertschätzendes, und das spüren die Kinder. Sie wachsen mit der Normalität auf, dass Mama und Papa getrennt sind. „Kleine Kinder können äußere Begebenheiten wie getrennte Wohnungen im Falle einer Scheidung besser wegstecken“, sagt Psychologin Margit Güttersberger. Für Größere ist die schlagartige Veränderung der Lebensumstände schwerer zu verkraften. „Sie entwickeln schnell eine Wut gegen die Eltern, mit der sie sich von der Situation abgrenzen“, sagt Güttersberger. Allgemein haben Kinder sehr feine Antennen. Schon als Babys bekommen sie mit, wenn sich etwas verändert – und saugen Stimmungen innerhalb der Familie auf wie ein Schwamm. Das seien selbst im Falle einer Trennung nicht unbedingt nur negative Gefühle, betont die Psychologin: „Aber die Familienumstände sind Teil der Geschichte eines Menschen, und es ist wichtig, damit umzugehen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Eva Schön.
Interview

Eva Schön: „Die Entscheidung nicht auf Kinder auslagern“

Die auf Familienrecht spezialisierte Anwältin Eva Schön rät zu ganz klaren Regeln beim Besuchsrecht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.