Wechselwunsch

Lionel Messi: Eine Ikone plant ihren Abgang

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Warum Lionel Messi den FC Barcelona nach zwei Jahrzehnten verlassen will – und ein juristisches Nachspiel sehr wahrscheinlich ist.

Die Nachricht vom drohenden Abschied Lionel Messis verbreitete sich unaufhaltsam, wie ein Lauffeuer. Noch am späten Dienstagabend zogen zahlreiche Fans des FC Barcelona vor das Camp Nou, die legendäre Heimstätte des Klubs. Die Aussicht, den besten Spieler der Vereinsgeschichte nach 20 Jahren Zugehörigkeit zu verlieren, noch dazu auf eine solch unrühmliche Art und Weise, hatte viele Anhänger fassungslos zurückgelassen.

Die Wut der Fans richtete sich in erster Linie gegen einen Mann: Präsident Josep Bartomeu. Messis Verhältnis zum 57-Jährigen gilt seit Monaten als zerrüttet. Schon Ende März wetterte der Argentinier gegen Bartomeu und die übrige Chefetage, als sich Medienberichten zufolge Spieler des Klubs den coronabedingten Gehaltskürzungen lang widersetzt haben sollen. „Wir waren immer die Ersten, die dem Klub geholfen haben, wenn wir darum gebeten wurden“, beteuerte der Superstar in einem Instagram-Posting – und ging damit auf Konfrontationskurs.

Das entscheidende Papier

Die erste titellose Saison seit zwölf Jahren sorgte in Barcelona für zusätzlichen Zündstoff. Die empfindliche, höchst blamable 2:8-Niederlage gegen Bayern München im Viertelfinale der Champions League verlangt einen totalen Umbruch. Vorantreiben soll diesen der neue Trainer, Ronald Koeman, Messi aber will beim Neustart nicht mehr mitwirken.

Unter anderem auch, weil Koeman die künftige Sonderstellung des Superstars infrage gestellt haben soll. Der Niederländer will von Privilegien einzelner Spieler im Kader nichts wissen, er sagt: „Es muss alles für die Mannschaft getan werden.“ Luis Suárez spielt in den Planungen Koemans keine Rolle, der Stürmer aus Uruguay wurde bereits telefonisch darüber informiert.

Der Umgang mit Suárez dürfte Messis Wunsch nach Veränderung verstärkt haben. Suárez gilt als einer der engsten Vertrauten des 33-Jährigen, im Sommer verbrachten die beiden gemeinsam mit ihren Familien den Urlaub.

Mit einem in Spanien sogenannten Burofax hat der sechsmalige Weltfußballer Barça von seinen Wechselabsichten in Kenntnis gesetzt. Diese unpersönliche Form der Kommunikation hat einen logischen Hintergrund. Ein Burofax stellt in Spanien die einzige juristisch nachweisbare Zustellung dar: Es zeigt genau, wer der Absender und wer der Empfänger ist – und wann das Dokument verschickt wurde. Besonders wichtig: Eine offizielle Behörde gewährleistet den Inhalt des Schreibens. Damit entspricht es einem Einschreiben.

Wer hat so viel Geld?

Dennoch dürfte Messis Abgang nicht so leicht realisierbar sein. Sein Vertrag läuft noch bis 2021, das Arbeitspapier erhält eine Ausstiegsklausel, wonach der Argentinier den Klub bereits diesen Sommer sogar ablösefrei verlassen kann. Der dafür gültige Stichtag des 10. Juni ist längst verstrichen, da die Saison allerdings erst mit dem Champions-League-Finale am 23. September zu Ende gegangen ist und Messi das Schreiben drei Tage zuvor versendet haben soll, hofft er auf eine rechtskräftige Kündigung. Sollten Gerichte entscheiden, dass dies nicht der Fall ist, kann Messi den Klub nur gegen eine festgeschriebene Ablöse verlassen. Diese soll laut spanischen Medien 700 Millionen Euro betragen. Das wäre selbst für Messi bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr eine absurd hohe Summe.

Interessenten gäbe es freilich einige, doch wer kann und will sich Ablöse und Gehalt (geschätzte 35 Millionen Euro netto pro Jahr) überhaupt leisten? Ernsthaft infrage kommen dann wohl nur noch Manchester City, Paris SG und Inter Mailand. Die finanzkräftigen Klubs werden mit Millionen aus Abu Dhabi (City), Katar (PSG) und China (Inter) vollgepumpt. Am wahrscheinlichsten dürfte ein Wechsel nach England sein, in Manchester würde ihn Pep Guardiola, einst Förderer in Barcelona, mit offenen Armen empfangen.

("Die Presse", Printausgabe 27.08.2020)

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