Bei den Protesten in Wisconsin wurden zwei Menschen getötet. Ein Polizist hatte zuvor einem Afroamerikaner mehrmals in den Rücken geschossen. Der US-Präsident will Truppen schicken. Ein 17-Jähriger wurde unterdessen festgenommen.
Das Städtchen Kenosha im Bundesstaat Wisconsin ist zum Zentrum der Unruhen rund um Polizeigewalt in den USA geworden, nachdem ein weißer Polizist einem Afroamerikaner am Sonntag mehrmals in den Rücken geschossen hatte. Bilder von gewalttätigen Ausschreitungen machen die Runde, das Gerichtsgebäude musste weitläufig abgesperrt werden, Geschäfte im Zentrum Kenoshas wurden geplündert. In der Nacht auf Mittwoch kamen zwei Menschen ums Leben. Ein 17-Jähriger wurde danach festgenommen: Die Polizei nahm den jungen Mann in Antioch im benachbarten Bundesstaat Illinois in Gewahrsam, wie sie am Mittwoch mitteilte. Der 17-Jährige sei bereits wegen des Tötungsdelikts formell beschuldigt worden und werde nach Wisconsin überstellt.
Seit dem Tod von George Floyd Ende Mai schwelt in den USA ein Konflikt um Polizeigewalt und Rassismus, der von Mal zu Mal eskaliert. Auslöser für die jüngsten Unruhen war ein Video von einem Polizeieinsatz am Wochenende, bei dem der Afroamerikaner Jacob Blake schwer verletzt wurde. Er dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit gelähmt bleiben. Darin ist zu sehen, dass ein Polizist den 29-Jährigen mehrmals zum Stehenbleiben auffordert. Blake ignoriert die Anweisung und öffnet die Autotür. Nachdem der Polizist den Afroamerikaner ohne Erfolg zurückzuhalten versucht hatte, eröffnet er das Feuer.
Selbst ernannte Hilfspoliziste
Mittlerweile haben sich die Proteste auf die nahe liegenden Städte Chicago und Milwaukee ausgeweitet, auch in New York und Los Angeles gingen Demonstranten – wie nach der Ermordung Floyds – wieder auf die Straße. Vorerst blieb unklar, wie die beiden Menschen in Kenosha ums Leben kamen. Medien berichteten von selbst ernannten Hilfspolizisten, die das Stadtzentrum vor gewaltbereiten Protestierenden schützen wollten. Möglicherweise ist es dabei zu fatalen Zusammenstößen gekommen.
Die Rolle der Polizei und die Proteste gegen deren Gewaltanwendung sind mittlerweile zu einem wahlbestimmenden Thema geworden. Immer wieder überschatten Parteipolitik und der Streit um den Einsatz der Nationalgarde zur Beruhigung der Lage die Demonstrationen.
Am Mittwoch abend kündigte US-Präsident Donald Trump auf Twitter an, wegen der Proteste Einheiten der Nationalgarde nach Kenosha zu schicken. „Wir werden Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Anarchie auf amerikanischen Straßen nicht tolerieren“, erklärte Trump. „Gesetz und Ordnung“ sollten wiederhergestellt werden. Es war seine erste Reaktion seit den Schüssen auf Blake.