Kolumne

Lexikon der Dinge: Der Ventilator

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Solange sie halbwegs sauber ist, fällt sie gar nicht auf, die Luft. Deshalb lässt sie sich ästhetisch auch nicht gar so gut beurteilen. Man muss Luft erst sichtbar machen.

Zwischen den Wänden zu Hause, da bleibt meist noch etwas. Oft sind es Dinge, die man schon jahrelang wegwerfen wollte, die Gelegenheit dazu aber nie günstig gewesen ist. Aber da ist meist noch etwas   Unsichtbares. Was sich leichter durchdringen lässt als der sperrige Ergometer, auf dem man nie sitzt: Das ist die Luft. Solange sie halbwegs sauber ist, fällt sie gar nicht auf. Deshalb lässt sie sich ästhetisch auch nicht gar so gut beurteilen. Man muss Luft erst sichtbar machen.

Etwa indem man sie bewegt und damit wieder anderes bewegt: Siehe Blätter und Baumwipfel. Siehe zerzaustes Haar nach einer Cabriofahrt. Und Wind kühlt am besten, wenn man ihn nicht erst selbst erzeugen muss. Indem man aufgeregt durch die Wohnung rennt - durch die stehende Luft. Lieber umgekehrt: Man steht selbst und lässt die Luft herumrennen. Oder -strömen. Am schönsten sind Ventilatoren, wenn sie sich ganz selbstverständlich und unauffällig an der Decke drehen. Damit darunter das Leben so gemächlich vor sich hinplätschern kann, wie es die tropische Hitze gerade noch zulässt.

In Österreich ist der Leidensdruck von tropischer Hitze scheinbar noch nicht groß genug. Deshalb drehen sich die meisten Windmacher auch nicht oben, sondern überall dort, wo sie wirklich im Weg stehen wie Ergometer. Wo man sie im Gegensatz zu Luft tatsächlich sieht und wo man sich wünscht, sie wären Luft. Weil sie ästhetisch meist unangenehm auffallen. Wenn sie nicht gerade "Otto" heißen (siehe Bild, von Stadler Design) und versuchen, auch Schweizer Designqualitäten und -ansprüchen zu genügen.

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