Nackte Papst-Skulptur machte in Bregenz Station

Nackte PapstSkulptur machte Bregenz
Nackte PapstSkulptur machte Bregenz(c) APA/Dietmar Mathis (Dietmar Mathis)
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In Deutschland löste Peter Lenks nackte Gestalt mit Papstkrone Proteste aus und musste entfernt werden, die Vorarlberger reagierten gelassen. Nun reist das Kunstwerk mit einem "Gauklermobil" in die Steiermark.

Die umstrittene Skulptur des deutschen Bildhauers Peter Lenk hat am Montag auf ihrer Reise von Konstanz ins Kunsthaus Weiz (Steiermark) Station in Bregenz gemacht. Montagmittag war die von Aktionskünstler Johan Maden per "Gauklermobil" transportierte nackte Figur mit Papstkrone auf dem Vorplatz des Festspielhauses zu sehen. Das Kunstwerk war zuletzt im Bahnhof Konstanz ausgestellt, wo es nach Protesten Mitte Juli entfernt wurde. Die Bregenzer und anwesenden Touristen reagierten unterdessen gelassen auf den "Papst" im Adamskostüm.

In Vorarlberg kam der Gaukler in einem an das Papamobil erinnernden Arrangement, begleitet von "Schutzheiligen", rund eine Stunde verspätet an. Maden fungierte in seiner Deklamation als "Multiplikator des Hofnarrs", dazu wurden Informationsblätter an die Anwesenden verteilt.

Reaktion überraschend

Dass das Kunstwerk in Konstanz entfernt worden sei, sei ihm "völlig unbegreiflich", so Maden. Am Vormittag hielt das Gauklermobil bereits in Birnau (Baden-Württemberg), sowohl dort als auch in Bregenz habe man durchwegs positive Reaktionen erhalten, "zu unserer Überraschung". Bisher sei man noch nicht von "Taliban-Katholiken" angegriffen worden.

Schon vor dem Eintreffen der Reisenden wurde nach der Figur gefragt. "Die Konstanzer wissen gar nicht, was sie da getan haben", fand ein Vorarlberger, der sich als "Lenk-Fan" outete. Provozieren ließ sich niemand von dem Gaukler. "Ich finde das super, mir ist schleierhaft, wie das jemandes religiöse Gefühle verletzen kann", so ein deutscher Tourist aus Stuttgart. "Es ist ja gar nicht der Papst, er ist nur ein Gaukler", so die Reaktion eines anderen.

Einladung von "aufgeblähten" Festspielen

Die Festspiele mit ihrem "aufgeblähten Kulturbetrieb" und ihren "großen finanziellen Möglichkeiten" hätten sich geradezu als Station angeboten, so Maden. Lenk und er stünden für Kunst im öffentlichen Raum, mit "Kunstgruften" könne er nichts anfangen.

Umso überraschter war Maden, als der technische Leiter der Festspiele, Gerd Alfons, über eine Aufstellung der Figur für die kommenden 24 Stunden sprechen wollte. "Man hat uns hier vorübergehend Asyl angeboten, leider können wir nicht bleiben, weil die Figur am 11. August in Weiz sein muss", erklärte der erfreute Künstler.

Barbusige "Imperia"

Das Original des Mannes mit Papstkrone sitzt auf der offenen Handfläche der "Imperia", einer rund zehn Meter hohen, barbusigen Statue am Eingang des Konstanzer Hafens. Die Imperia wurde 1993 aufgestellt und erinnert in satirischer Weise an das Konstanzer Konzil (1414 bis 1418), an dem nicht nur Adel und Klerus teilnahmen, sondern auch zahlreiche Kurtisanen.

Die Statue hält in ihren Händen zwei runzlige, zwergenhafte Figuren. Eine trägt eine Königskrone und einen Reichsapfel, die andere eine Tiara. Laut Lenk handelt es sich um "Gaukler", die sich die Insignien widerrechtlich angeeignet haben.

Die Konstanzer Touristen-Information hatte eine Kopie der Figur mit Tiara Ende April als Blickfang im dortigen Bahnhof aufstellen lassen, was heftige Proteste vonseiten der Kirche und hoher CDU-Politiker hervorrief. Der Gaukler geht nun ins "Exil" und reist unter anderem über die Stationen Birnau (Baden-Württemberg), Bregenz, Salzburg, Liezen und Graz nach Weiz. Die Ausstellung "Peter Lenk - Skulpturen" im Kunsthaus Weiz beginnt am 13. August.

(APA)

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