Korrektur beim Pflegegeld

Neue Einstufung startet probeweise ab Oktober.

Wien (red.). Die Zuerkennung der genauen Höhe des Pflegegeldes sorgt immer wieder für Unmut bei Betroffenen und für Kritik. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) trägt dem jetzt Rechnung: Künftig sollen nicht nur Ärzte mit Gutachten über das Pflegegeld entscheiden, sondern auch Pflegefachkräfte dabei mitwirken. Ab Oktober wird es in fünf Regionen in Niederösterreich, Wien, Salzburg, Tirol und im Burgenland ein Pilotprojekt dafür geben.

Der Rechnungshof hat in der Vergangenheit mehrfach auf Mängel bei der Einstufung und auf nicht nachvollziehbare deutliche regionale Unterschiede beim Pflegegeld aufmerksam gemacht. Die Höhe richtet sich derzeit nach dem Bedarf an Pflegeleistungen. Es wird in sieben Stufen, beginnend ab 154,20Euro im Monat bis zu maximal 1655,80Euro für Menschen mit besonders hohem Bedarf an Pflege, ausbezahlt.

Von Hilfsorganisationen und Seniorenvertretern, die seit Langem Korrekturen fordern, gab es Unterstützung für das Vorhaben des Sozialministers. Allerdings gibt es Kritik daran, dass das Pflegegeld im kommenden Jahr nicht erhöht werden soll (siehe Bericht oben).

Ärztekammer warnt

Nach der Probephase, bei der rund 1000 Fälle nach der neuen Methode geprüft werden, ist ab Anfang 2011 eine Ausweitung der gemeinsamen Pflegegeld-Einstufung vorgesehen. Längerfristig könnten dann die Ärzte für eine Ersteinstufung, Pflegefachkräfte danach für Anträge auf eine höhere Pflegestufe zuständig sein.

Die Ärztekammer sieht die Entwicklung beim Pflegegeld mit gewisser Sorge. Das Ausschalten einer ärztlichen Expertise sei „undenkbar“, warnte Rolf Jens, der Obmann der Allgemeinmediziner in der Kammer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2010)

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