Die ehemalige Meinl European Land klagt die Meinl Bank und Co. auf zwei Milliarden Euro. Wie es dazu kam.
Drei Jahre nach dem ein kurszersetzender heimlicher "Aktienrückkauf" (Zertifikate-Rückkauf) bei der Meinl European Land (MEL) und damit ein kompliziertes Konstrukt an Transaktionen und Konstruktionen zur Kurspflege aufflog, bringt die neue Führung der heute unter Atrium firmierenden Ex-MEL eine 2 Milliarden Euro schwere Schadenersatzklage in London ein.
Was bisher geschah:
- 1997
Meinl European Land wird von der Meinl Bank noch unter dem Namen "Central European Land Limited" gegründet. - 21.11.2002
MEL kommt via Kapitalerhöhung an die Börse, Erstausgabepreis der Zertifikate 11,10 Euro. Das Immobilienvermögen umfasst zwei Jahre später 530 Millionen Euro.
2005
- MEL beziffert das Immo-Vermögen nach rascher internationaler Expansion mit erstmals über zwei Milliarden Euro.
2007
- 23. August
Massive Aktien-Rückkäufe der MEL werden nachträglich bekannt, Analysten kürzen die Kursziele. - 27. August
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) leitet eine Prüfung (Vorwurf: Marktmanipulation und Insiderhandel) ein. - 29. August
MEL gibt bekannt, dass die Rückkäufe noch höher als vermutet ausgefallen sind. Später ist die Rede von 1,8 Mrd. Euro. - 30. August
Aufregung um teileinbezahlte Aktien ("Partly Paid Shares" - PPS) abseits der Börse. Die Investoren werden verheimlicht. - 12. September
Die FMA-Prüfung wird auf die Meinl-Bank ausgedehnt. - 21. November
Der MEL-Vorstand erhält von der Finanzmarktaufsicht einen Strafbescheid wegen "Irreführung". - 23. November
Die Wiener Börse kündigt den Prime Market-Vertrag auf. MEL muss zurück in den Standard Market Continuous.
2008
- Jänner
Erste Gerüchte um einen bevorstehenden MEL-Verkauf. Ein erster Anlauf scheitert. Die OeNB stellt einen kritischen Prüfbericht fertig. Darin wird beschrieben, dass MEL schon seit 2006 unverkäufliche Zertifikate zwischenlagern ließ. - 20. März
Der Einstieg neuer Investoren, des US-Citibank-Immobilienfonds Citi Property Investors (CPI) und des in Tel Aviv börsenotierten Immobilieninvestors Gazit-Globe Limited, wird paktiert. - 14. Juli
In Jersey beginnt die dortige Finanzaufsicht zu ermitteln. Vorwurf: Beim Aktienrückkauf soll auch gegen Jersey-Recht verstoßen worden sein. - 16. Juli
Hauptversammlung. Auf der Kanalinsel wird der Verkauf besiegelt, ein neuer Name ("Atrium"), eine neue Führung beschlossen. - 1. August
MEL heißt ab sofort Atrium: Gazit übernimmt das Ruder.
2009
- 18. Februar
Hausdurchsuchungen an Meinl-Standorten in Österreich und der Slowakei (u.a. in der Bank-Zentrale in Wien, der Privatvilla in Grinzing und in Bratislava, wo die Buchhaltung abgewickelt wurde). - 1. April
Der Bankier Julius Meinl wird in Wien verhaftet. Wegen seiner britischen Staatsbürgerschaft wird Fluchtgefahr gesehen. - 3. April
Enthaftung Meinls gegen eine Kaution von 100 Millionen Euro.
2010
- 3. August
In der bisher größten Anlegeraffäre einigt sich die Meinl Bank mit 5.500 MEL-Anlegern auf einen Vergleich. Allein von der AK vertretene Anleger erhalten mehr als 12 Millionen Euro überwiesen. - 10./11. August
Atrium beschließt Milliardenklage gegen Julius Meinl und Ex-Manager der Bank und der Immogesellschaft.