MEL-Chronologie: Von der Gründung zur Klage

A hot air balloon flies in the early morning Friday, July 23, 2010, at the Quick Chek New Jersey Fest
A hot air balloon flies in the early morning Friday, July 23, 2010, at the Quick Chek New Jersey Fest(c) AP (Mel Evans)
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Die ehemalige Meinl European Land klagt die Meinl Bank und Co. auf zwei Milliarden Euro. Wie es dazu kam.

Drei Jahre nach dem ein kurszersetzender heimlicher "Aktienrückkauf" (Zertifikate-Rückkauf) bei der Meinl European Land (MEL) und damit ein kompliziertes Konstrukt an Transaktionen und Konstruktionen zur Kurspflege aufflog, bringt die neue Führung der heute unter Atrium firmierenden Ex-MEL eine 2 Milliarden Euro schwere Schadenersatzklage in London ein.

Was bisher geschah:

  • 1997
    Meinl European Land wird von der Meinl Bank noch unter dem Namen "Central European Land Limited" gegründet.
  • 21.11.2002
    MEL kommt via Kapitalerhöhung an die Börse, Erstausgabepreis der Zertifikate 11,10 Euro. Das Immobilienvermögen umfasst zwei Jahre später 530 Millionen Euro.

2005

  • MEL beziffert das Immo-Vermögen nach rascher internationaler Expansion mit erstmals über zwei Milliarden Euro.

2007

  • 23. August
    Massive Aktien-Rückkäufe der MEL werden nachträglich bekannt, Analysten kürzen die Kursziele.
  • 27. August
    Die Finanzmarktaufsicht (FMA) leitet eine Prüfung (Vorwurf: Marktmanipulation und Insiderhandel) ein.
  • 29. August
    MEL gibt bekannt, dass die Rückkäufe noch höher als vermutet ausgefallen sind. Später ist die Rede von 1,8 Mrd. Euro.
  • 30. August
    Aufregung um teileinbezahlte Aktien ("Partly Paid Shares" - PPS) abseits der Börse. Die Investoren werden verheimlicht.
  • 12. September
    Die FMA-Prüfung wird auf die Meinl-Bank ausgedehnt.
  • 21. November
    Der MEL-Vorstand erhält von der Finanzmarktaufsicht einen Strafbescheid wegen "Irreführung".
  • 23. November
    Die Wiener Börse kündigt den Prime Market-Vertrag auf. MEL muss zurück in den Standard Market Continuous.

2008

  • Jänner
    Erste Gerüchte um einen bevorstehenden MEL-Verkauf. Ein erster Anlauf scheitert. Die OeNB stellt einen kritischen Prüfbericht fertig. Darin wird beschrieben, dass MEL schon seit 2006 unverkäufliche Zertifikate zwischenlagern ließ.
  • 20. März
    Der Einstieg neuer Investoren, des US-Citibank-Immobilienfonds Citi Property Investors (CPI) und des in Tel Aviv börsenotierten Immobilieninvestors Gazit-Globe Limited, wird paktiert.
  • 14. Juli
    In Jersey beginnt die dortige Finanzaufsicht zu ermitteln. Vorwurf: Beim Aktienrückkauf soll auch gegen Jersey-Recht verstoßen worden sein.
  • 16. Juli
    Hauptversammlung. Auf der Kanalinsel wird der Verkauf besiegelt, ein neuer Name ("Atrium"), eine neue Führung beschlossen.
  • 1. August
    MEL heißt ab sofort Atrium: Gazit übernimmt das Ruder.

2009

  • 18. Februar
    Hausdurchsuchungen an Meinl-Standorten in Österreich und der Slowakei (u.a. in der Bank-Zentrale in Wien, der Privatvilla in Grinzing und in Bratislava, wo die Buchhaltung abgewickelt wurde).
  • 1. April
    Der Bankier Julius Meinl wird in Wien verhaftet. Wegen seiner britischen Staatsbürgerschaft wird Fluchtgefahr gesehen.
  • 3. April
    Enthaftung Meinls gegen eine Kaution von 100 Millionen Euro.

2010

  • 3. August
    In der bisher größten Anlegeraffäre einigt sich die Meinl Bank mit 5.500 MEL-Anlegern auf einen Vergleich. Allein von der AK vertretene Anleger erhalten mehr als 12 Millionen Euro überwiesen.
  • 10./11. August
    Atrium beschließt Milliardenklage gegen Julius Meinl und Ex-Manager der Bank und der Immogesellschaft.

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Kommentare

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