Pizzicato

Notorious RBG

Eine zierliche Richterin als Kultfigur mit Hip-Hop-Touch: Die Opernliebhaberin Ruth Bader Ginsburg wusste selbst nicht, wie ihr geschah.

Eine Richterin als Heldenfigur, als Ikone, als Popstar: Ein Phänomen in autoritären Regimen, wo sie alsbald selbst im Gefängnis landen würde – oder in extrem polarisierten Demokratien wie in Trumplandia. „RBG, RBG“, skandierten Hunderte nach dem Ableben der 87-jährigen Ruth Bader Ginsburg nach heroischem Kampf gegen den Krebs vor dem Obersten Gerichtshof in Washington.

Die Initialen RBG – oder Notorious RBG in Anlehnung an einen Rapper – wurden zur Trademark, die Doyenne am Supreme Court geriet zur Devotionalie und avancierte zum Objekt von Filmen und sogar einer Oper. Gerichtssaaldrama à la USA. Bader Ginsburg wusste selbst nicht, wie ihr geschah – eine zierliche Opernliebhaberin als Kultfigur einer jugendlichen Fangemeinde mit Hip-Hop-Touch. Fehlte eigentlich nur noch das Modelabel RBG.

Mit Antonin Scalia, ihrem konservativen Kollegen am Höchstgericht, verband sie die Herkunft aus Brooklyn, die Leidenschaft für die Juristerei und die Liebe zur Oper. Dass die linksliberale Jüdin mit mütterlichen Wurzeln in der Waldheimat Österreich und der italo-amerikanische Katholik Silvester gemeinsam feierten, war ein Ritual und eine Reminiszenz an das, was Amerika als Grundidee ausmacht; an ein Amerika, wie es sich Norman Rockwell ein wenig kitschig und schönfärberisch-idyllisch ausgemalt hat.

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